Wien - Die Gebärdensprache ist in Österreich noch immer mit einem Stigma belastet. Das Kommunizieren mittels Gesten und Mimik ist weder öffentlich anerkannt noch wird es den Gehörlosen in der Schule beigebracht. Mit einem türkisen "Ribbon" - vergleichbar mit dem "Red Ribbon" der Aids Hilfe - will der Österreichische Gehörlosenbund (ÖGLB) die Öffentlichkeit auf diesen Missstand aufmerksam machen. "Wir sind eine lebendige, vielfältige bunte Gemeinschaft. Was uns eint ist unsere Sprache, die wir unser ganzes Leben lang benutzen", so ÖGLB-Präsidentin Helene Jarmer bei einer Pressekonferenz am Montag in Wien.

Die Sprache der Gehörlosen hat trotz Jahrzehnter langer Unterdrückung überlebt. Weder rechtliche Unsicherheiten oder "Gebärdenverbote" hat diese Art der Kommunikation letztlich unterbinden können. Der Grund ist einfach: "Sie ist für Gehörlose unabdingbar", sagte die Gebärdensprachforscherin Dr. Verena Krausneker von der Uni-Wien.

Vielfältig

Die Gebärdensprache ist auch wesentlich vielfältiger als es ein Außenstehender wahrnimmt. Es gibt genauso Dialekte und kulturelle Unterschiede wie bei mündlichen Kommunikationsformen. Eine Tatsache, die auch der Autor und Schauspieler Erich Schleyer zur Kenntnis nehmen musste. Trotz rudimentärer Kenntnisse in der österreichischen Gebärdensprache war es ihm geradezu unmöglich, sich bei einer Theaterproduktion mit einem Schweizer auf diese Art zu unterhalten. "Für mich ist es völlig klar, dass ich als hörender Mensch diese sprachliche Minderheit unterstütze", meinte Schreier.

Die Forderungen des ÖGLB sind klar: Zuerst sollte die Gebärdensprache - wie in den meisten europäischen Ländern - öffentlich anerkannt werden. Dies dürfte Krausneker zufolge auch in den kommenden Wochen zumindest "symbolisch" geschehen. Vor allem sollten aber Kinder in Gehörlosenschulen, diese Art der Kommunikation beigebracht bekommen. "Bis jetzt ist es nicht einmal nötig, dass die Lehrkräfte in Gehörlosenschulen diese Sprache beherrschen", kritisierte Krausneker. Zudem soll mit türkisen "Ribbon" auf die Diskriminierung im Alltag hingewiesen werden.(APA)