Wien - "Sollen wir Frauen eigene Netzwerke gründen oder die der Männer aufzulösen versuchen?" Diese Frage von Elisabeth Peham, ÖH-Frauenreferentin an der Uni Wien haben die Diskutantinnen der "Campusgespräche" am Mittwoch Abend einhellig beantwortet: Frauen vernetzt euch, aber richtig. "Wir müssen den männlichen Netzwerken etwas entgegensetzen", ist Gabriele Moser, die erste Vizerektorin der Wiener Uni, der größten Universität des Landes, überzeugt. Wichtig sei ein gemeinsames Ziel und die Lust an der Macht. Ihre neue Macht als Vizerektorin will die Medizinerin gleich nützen, "um alle 30 Professorinnen in einer Klausurtagung zusammenzufassen". So eine Erfahrungsaustausch über die einzelnen Karrierebiographien könnte den Anfang eines Netzwerkes bilden. Ins Uni-Budget will Moser eine Anreizsystem einbauen: Fakultäten mit mehr Frauen und mehr weiblichen Habilitierten sollen mehr Geld erhalten. Beschlossen ist bereits, dass Frauenförderung eine zentrale Säule der uni-internen Personaleinwicklung bildet. An die Web-Adresse femail@univie.ac.at sollen Studentinnen und Assistentinnen ihr Ideen und Probleme mailen, wie Frauen besser zu fördern wären und wo der Schuh drückt. "Das wird alles vertraulich behandelt". Alexandra Bolena, Landtagsabgeordnete des Liberalen Forums (Lif) in Wien, ist für parteiinterne Frauennetzwerke. Von parteiübergreifenden weiblichen Zusammenschlüssen hält sich nichts. "Das kann nur schief gehen". Die Frauenbilder der Parteien seien einfach zu unterschiedlich. Wenn etwa von "Haiders, Gottes oder Mannes Gnaden" die Kärntner Frauenbeauftragte beliebig ab- und wieder eingesetzt werde oder Sozialiministerin Sickl den schon im März existenziell bedrohten Frauenprojekten einen Gesprächstermin erst im April anbiete. "Frauen vernetzt euch, laßt euch aber parteipolitisch nicht vereinnahmen", warnt Bolena. Frauen sollten dafür die neuen Medien nutzen, um Zeit zu sparen, und sich unter dem bestehenden Angebot an Netzwerken das passende aussuchen. Schließlich sollen Frauen auch versuchen, ihr Talent zum privaten Networking auch beruflich umzusetzen. "Management by Mama ist auch öffentlich zu nutzen". Carina Prehofer, Unternehmerin und Funktionärin der Jungen Wirtschaft in Wien, hält viel von "gelebtem Networking", wie es geschlechtsübergreifend in der Jungen Wirtschaft passiert. Die Junge Wirtschaft ist ein überparteiliches und internationales Netzwerk für Jungunternehmer. ("Mit 40 ist es aus") Ihrer Meinung nach müssen Netzwerke "gut und rasch" funktionieren. Frauen will sie nur bei gleicher Qualifikation wie Männer bevorzugen. Elisabeth Peham peilt für die Uni Wien die Gründung eines Frauennetzwerkes an, das alle Uni-Frauen einmal im Monat zusammenbringt. Ermunternde Zusprüche kommen aus dem Publikum. In der EU gäbe es bereits viele Expertinnen-Netzwerke. "Und in den USA sind es schon Frauen, die sich die Aktien gegenseitig zuschieben". Die Campus-Gespräche sind eine Veranstaltungsreihe, die in Kooperation zwischen der Zeitung "Der Standard" und der ÖH an der Uni Wien bis Ende Mai im "Stiegl's Alter Ambulanz" (UniCampus, Altes AKH, Spitalgasse 2, Hof 1) über die Bühne gehen. Nächster Termin: 29. März 2000, 18.00 Uhr. Thema: Jobben im Studium - Zusatzqualifikation oder Belastung? Lydia Ninz