Der Verteidigungsminister wäre zur Zeit mit der Misshandlungs-Affäre beim Bundesheer mehr als beschäftigt. Auf den ersten Blick hat Platter in dieser Causa gut reagiert, indem er rasch durchgegriffen und auch weitere Untersuchungen angeordnet hat. Dass der "Zielkatalog 2004" des Bundesheeres Geiselnahmen als Trainingsmethode beinhaltet, wirft jedoch die Frage nach der Verantwortlichkeit des Ministers auf. Ebenso die Vorfälle in Landeck, wo Platters Schwager zwar in die Missbrauchs-Vorfälle verwickelt war, aber im Gegensatz zu anderen Soldaten nicht suspendiert wurde. "Wer, wenn nicht der zuständige Minister sollte verantwortlich sein?", sollte sich Schüssel fragen, anstatt Platter unverdientermaßen zum Doppelminister zu befördern.
Auch die vom Bundeskanzler vorgebrachten Empfehlungen sprechen nicht für einen "Superminister" Platter. Er habe viele Jahre lang als Gendarmeriebeamter erfolgreich gearbeitet und kenne daher aus nächster Nähe das Sicherheitsbedürfnis der Menschen und die Erfordernisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Innenministerium. Folgt man dieser Logik, so müsste Schüssel Bildungministerin Elisabeth Gehrer, die schließlich nur zwei Jahre an einer Volksschule unterrichtet hat, nicht gerade als die Idealbesetzung für ihr Ressort betrachten. Aber zurück zu Platter: Wie steht’s eigentlich mit dessen Erfahrungen in der Asylpolitik, die Strasser als Scherbenhaufen hinterließ? Dazu schwieg der Kanzler.