Hinterbrühl/Wiener Neustadt - Kein - wie bisher vermutet - technisches Gebrechen, sondern Fehlentscheidungen dürften zum Umkippen des Tourenbootes in der Hinterbrühler Seegrotte geführt haben, bei dem am 31. Mai fünf Touristen ertrunken sind. "Auf Grundlage des schiffstechnischen Gutachtens werden wir in den kommenden Wochen fünf Beteiligte wegen Verdachts der fahrlässigen Gemeingefährdung einvernehmen. Die Ladungen sind gerade hinaus gegangen", sagte der ermittelnde Wiener Neustädter Staatsanwalt, Werner Nussbaumer, am Montag.

Wie berichtet, war die Zille mit 28 Deutschen, Belgiern sowie dem Schiffsführer an Bord gegen Ende einer Tour über den größten unterirdischen See Europas gekentert. Fünf Menschen gerieten in dem 1,5 Meter hohen, kalten Wasser unter den umgekippten Schiffsrumpf und konnten sich nicht mehr befreien.

Aufschluss über die Gründe dafür sollen nun der Bootskonstrukteur, die Seegrotten- Betriebsleiter, der Schiffsführer und Vertreter der Abteilung für Wasserrecht in der niederösterreichischen Landesregierung geben. Laut Gutachten von Richard Kuchar - so Nussbaumer - kämen für das Kentern des Schiffes nämlich "gleich mehrere Ursachen infrage". Etwa "Konstruktionsmängel" des Bootes oder dessen "Überladung". Möglicherweise habe aber auch "der Schiffsführer keine adäquate Ausbildung gehabt".

Im Fokus der Ermittlungen stünden überdies "die Zulassungsvoraussetzungen" des Schiffes. Nach positivem Bescheid der niederösterreichischen Landesregierung war der für 29 Personen approbierte Katamaran seit 1993 im Einsatz gewesen.

"Partyschiff"

Vom Bootstyp her war das offenbar eine Fehlentscheidung. Laut dem STANDARD vorliegenden Informationen wurde das Gefährt von seinen Herstellern ursprünglich als "Partyschiff" angepriesen. Zudem seien die Belastungsreserven unzureichend gewesen, so dass Fahrten mit mehrheitlich wohlbeleibten Personen schon seit Jahren gefährlich gewesen seien. Zahlreiche Berichte über knifflige Situationen im Boot mit "Füßen im Wasser" lägen vor.

Der Schiffsführer wiederum habe keine adäquate Ausbildung gehabt, sondern sei lediglich für die Grottenrundfahrten lediglich angelernt worden. Angesichts der falschen Schiffstypwahl habe er jedoch "den Unfall nicht verhindern können". (Irene Brickner/DER STANDARD, Printausgabe, 14.12.2004)