Die Zeitung "Washington Post" berichtete am Sonntag, die US-Regierung habe dutzende Telefonate des IAEO-Chefs mit iranischen Diplomaten abgehört. Das Material solle auf Schwachstellen ElBaradeis analysiert werden, um diesen aus dem Amt zu jagen. Der Behördenchef fiel vor zwei Jahren in Washington in Ungnade, als er dem Irak Fortschritte bei der Zusammenarbeit mit den UNO-Waffeninspektoren bescheinigte, während die USA im UNO-Sicherheitsrat Verbündete für einen Angriff suchten. Zurzeit steht der Ägypter zum Ärger von US-Präsident George W. Bush für einen behutsamen Umgang mit dem Iran im Atomkonflikt.
"Hut in den Ring werfen"
Zuvor am Montag lehnte der australische Außenminister Alexander Downer eine Stellungnahme zu dem Bericht der "Washington Post" ab, wonach er eine Anfrage des Weißen Hauses zurückgewiesen haben soll, ElBaradei zu beerben. Die Zeitung zitierte einen nicht namentlich genannten Mitarbeiter der US-Regierung mit den Worten: "Unsere ursprüngliche Strategie war, Alex Downer dazu zu kriegen, seinen Hut in den Ring zu werfen, aber wir haben es nicht geschafft."
Diplomaten sehen ElBaradei nach dem Auffliegen der Abhöraffäre gestärkt. "Wenn sie ihn untergraben wollten, hätten sie das anders anstellen sollen", sagte ein europäischer Diplomat der Nachrichtenagentur Reuters. "Das stärkt ihn nur". ElBaradei selbst wollte zu dem Bericht am Montag nicht Stellung nehmen. "Ich werde nichts sagen", lehnte er jeden Kommentar am Rande einer Konferenz in Dubai ab. Der 62-Jährige hatte kürzlich angekündigt, im kommenden Jahr für eine dritte Amtszeit kandidieren zu wollen.