Renate Götschl und das Objekt der Begierde. |
Bormio - Renate Götschl hat am Donnerstag in Bormio ihren ersten Weltcup-Gesamtsieg perfekt gemacht. Die
Steirerin feierte im Super G im Rahmen des Weltcup-Finales mit sechs Hundertstel Vorsprung auf die Deutsche Martina
Ertl und acht auf die Salzburgerin Brigitte Obermoser ihren 16. Weltcupsieg und ist damit in den letzten zwei Saisonrennen
nicht mehr einzuholen. Die kleine Kristallkugel im Super G hatte sich Götschl schon vor ihrem sechsten Saisonsieg, dem
fünften im Super G, gesichert.
Beinahe auf dem Tag genau sieben Jahre, nachdem Renate Götschl als 17-Jährige in ihrem zweiten
Weltcup-Rennen sensationell mit Startnummer 42 den Slalom von Lillehammer für sich entschieden hatte, gelang der
24-jährigen Steirerin ihr bisher größter Coup. Die "Speed-Queen", die sich zuvor schon den Saisonsieg im Super G gesichert und jenen in der
Abfahrt gegenüber Regina Häusl (GER) nur hauchdünn verpassst hatte, hat somit dank erheblichen Verbesserungen in den
technischen Disziplinen ihre Wandlung zur Allrounderin vollzogen.
Götschl, die das Titel-Duell mit ihrer Teamkollegin Michaela Dorfmeister durch Sieg im Super G - dem drittletzten
Saisonrennen - endgültig für sich entschied, ist damit nach Gertrud Gabl, Annemarie Moser-Pröll, Petra Kronberger, Anita
Wachter und Alexandra Meissnitzer die sechste rot-weiß-rote Weltcup-Gesamt-Siegerin. Götschl sorgte außerdem im
Verein mit Hermann Maier für das erste österreichische "Double" seit 1969, als Karl Schranz und Gertrud Gabl die große
Kristallkugel holten. Zum letzten Mal war dieses Kunststück übrigens 1988 der Schweiz durch Michela Figini und Pirmin
Zurbriggen gelungen.
Der Weg zur Konstanz
Früher hatte die Draufgängerin aus Obdach mögliche Spitzenplätze wiederholt durch Ausfälle verpasst, doch in diesem
Winter fand sie zu jener Konstanz und Sicherheit, die ihr nun nach vier WM-Medaillen (1997 Gold Kombination, 1999 Gold
Abfahrt, Silber Super G und Kombination) auch im Weltcup zum Supercoup verhalfen.
Ihre verdiente Premiere kam in diesem Winter nicht sonderlich überraschend, denn bereits in einem relativ frühen Stadium
der Saison wurde sie in Abwesenheit der verletzten Titelverteidigerin Alexandra Meissnitzer zum Kreis der seriösen
Sieganwärterinnen gezählt. Zum Slalom-Auftakt in Copper Mountain ließ sie mit Rang sechs - ihrer ersten Top-Platzierung
in dieser Disziplin seit sechs Jahren - aufhorchen und auch im Riesentorlauf fuhr Götschl etliche Top Ten- Plätze heraus.
Und diese soliden Allround-Qualitäten entschieden letztlich nach den Verletzungen der großen ausländischen Rivalinnen
Pernilla Wiberg (SWE), Hilde Gerg (GER) und Janica Kostelic (SLO) das Duell mit Dorfmeister, für die sich das Manko im
Slalom (bisher kein einziger Punkt) trotz ihres Höhenflugs im Riesentorlauf (vier Siege) einfach als zu großes Handicap
erwies.
Die Karriere von Götschl, die im Weltcup bisher 16 Bewerbe (Abfahrt 8, Super G 5, Kombination 2, Slalom 1) gewonnen
hat, verlief allerdings nicht immer so optimal wie in diesem Winter. In unliebsamer Erinnerung ist ihr vor allem das Jahr
1998, als sie bei Olympia in Nagano in Abfahrt und Kombination ausfiel und nur Rang fünf im Super G zu Buche stehen
hatte. "Daraushabe ich für mich sehr viel gelernt", sagt Götschl. Der diesjährige Aufschwung hat sich schon seit dem
Vorjahr abgezeichnet, als die gereifte Renate bei den Weltmeisterschaften 1999 in Vail Gold in der Abfahrt gewann sowie
noch zwei Mal Silber (Super G und Kombination) ergatterte.
Der Renate-Götschl-Steckbrief
Alter:
24 (6.8.1975 in Judenburg)
Wohnort:
Schwarzenbach bei Obdach
Größe:
1,64 m
Verein:
SC
Weißkirchen/Steiermark
Ski:
Blizzard
Schuhe:
Lange
Beruf:
Rennläuferin
Hobbies:
Tennis, Lesen, Musik, Volleyball
Größte Erfolge:
Gesamtweltcup-Siegerin 1999/2000, Kobinations-Weltmeisterin 1997 in Sestriere, Abfahrts-Weltmeisterin
1999 in Vail, WM-Silber in Super G und Kombination 1999 in Vail, Abfahrtsweltcup-Siegerin 1996/97 und 1998/99, Super
G-Weltcup-Siegerin 1999/2000 Österreichs Sportlerin des Jahres 1997, 16 Weltcup-Siege: Slalom Hafjell Saison 1992/93;
Kombination St. Anton 93/94, Santa Caterina 99/2000; Super G Flachau 94/95, Cortina I 98/99, Altenmarkt 99/2000,
Innsbruck 99/2000, Bormio 99/2000; Abfahrt Vail 96/97, Altenmarkt 97/98, Lake Louise I und II 98/99, Aare 98/99, St.
Moritz 98/99, Aare 99/2000, Innsbruck 99/2000
Weltcup-Siegerinnen seit 1990
1990
Petra KRONBERGER (AUT) 341
1991
Petra KRONBERGER (AUT) 312
1992
Petra KRONBERGER (AUT) 1.262
1993
Anita WACHTER (AUT) 1.286
1994
Vreni Schneider (SUI) 1.656
1995
Vreni Schneider (SUI) 1.248
1996
Katja Seizinger (GER) 1.472
1997
Pernilla Wiberg (SWE) 1.960
1998
Katja Seizinger (GER) 1.655
1999
Alexandra MEISSNITZER (AUT) 1.672
Klassement/Super G
1. Renate Götschl AUT
1:17,89 93.825 km/h
2. Martina Ertl GER 1:17,95 +0,06 + 1.56 m
3. Brigitte Obermoser AUT
1:17,97 +0,08 + 2.08 m
4. Mojca Suhadolc SLO 1:18,28 +0,39 + 10.11 m
5. Melanie Suchet FRA 1:18,45 +0,56 + 14.49 m
6. Warwara Zelenskaja RUS 1:18,49 +0,60 + 15.52 m
7. Regine Cavagnoud FRA 1:18,53 +0,64 + 16.54 m
8. Petra Haltmayer GER 1:18,66 +0,77 + 19.87 m
9. Corinne Rey-Bellet SUI 1:18,74 +0,85 + 21.91 m
10. Melanie Turgeon CAN 1:18,96 +1,07 + 27.51 m
11. Anja Pärson SWE 1:19,21 +1,32 + 33.83 m
12. Michaela Dorfmeister AUT
1:19,24 +1,35 + 34.58 m
13. Isolde Kostner ITA 1:19,33 +1,44 + 36.85 m
14. Spela Bracun SLO 1:19,37 +1,48 + 37.85 m
15. Stefanie Schuster AUT
1:19,62 +1,73 + 44.11 m
16. Andrine Flemmen NOR 1:19,72 +1,83 + 46.60 m
17. Alessandra Merlin ITA 1:19,87 +1,98 + 50.32 m
18. Tanja Schneider AUT
1:20,02 +2,13 + 54.04 m
19. Daniela Ceccarelli ITA 1:20,32 +2,43 + 61.42 m
20. Katrin Wilhelm AUT 1:20,45 +2,56 + 64.60 m
21. Bibiana Perez ITA 1:20,55 +2,66 + 67.04 m
22. Karen Putzer ITA 1:20,57 +2,68 + 67.52 m