Traian Basescu ist mehr als nur ein Mensch. Traian Basescu ist ein wandelndes Spektakel. Der frühere Schiffskapitän und Bürgermeister von Bukarest hat seinen Sieg bei den rumänischen Präsidentenwahlen zum großen Teil seinem Showtalent zu verdanken. Obwohl die staatlich kontrollierten Medien versuchten, ihn zu schneiden, schlug er Premier Adrian Nastase in der Stichwahl.

Basescu (53) ist einer jener heißblütigen, mit Sprachwitz gesegneten Südrumänen, die bis zum Rand des Totschlags streiten, aber sich Minuten später wieder vertragen. Er ist Unruhestifter und Versöhner zugleich. Wie einer wie er die bevorstehende komplizierte Regierungsbildung in Bukarest managen wird, wo keine Partei eine Mehrheit hat und alle Koalitionsoptionen offen sind, bleibt ein Rätsel.

Als Transportminister im bürgerlich-liberalen Kabinett (1996–2000) war er zentrale Figur der Koalitionskrisen, die zweimal zum Rücktritt der Regierungschefs führten. Seine Impulsivität brachte ihn auch vor zwei Wochen dazu, nach dem ersten Wahlgang den Vorwurf des Wahlbetrugs in die Welt zu setzen, ohne ihn beweisen zu können.

Seine Anhänger verziehen ihm diesen Fehltritt – wohl auch, weil viele den regierenden Sozialisten Manipulationen zutrauten. Zudem war der Leidensdruck jener entscheidend, die vom Wirtschaftsaufschwung der letzten vier Jahre noch nichts, dafür aber genug hatten von den arrogant wirkenden Sozialisten unter Adrian Nastase.

Dennoch: Selbst manche seiner Wähler, die ihn gerne "Popeye, den Seemann" nennen, können sich Basescu immer noch eher als Herren über die launischen Bukarester Müllmänner vorstellen denn als Verhandler in Brüssel oder als Gast beim US-Präsidenten im Oval Office.

Basescu wurde im Dorf Basarabi nahe der Schwarzmeer- Hafenstadt Constanta in sehr einfachen Verhältnissen geboren. Sein Vater hatte es, dank kommunistischer Kaderauslesepolitik, mit der die Unterschicht gezielt gefördert wurde, zum Offizier gebracht. Basescu absolvierte die Marinehochschule und avancierte zum Kapitän der rumänischen Handelsflotte. In den letzten zwei Jahren vor der Wende 1989 war er sogar Vertreter‑ der rumänischen Schifffahrtsgesellschaft Navrom in Antwerpen. Das war im damals stalinistischen Rumänien eine Vertrauensposition.

Seine Verstrickung mit der Vergangenheit brachte der verheiratete Vater zweier Töchter in einem Fernsehduell mit seinem Rivalen Nastase auf den Punkt: "Welcher Fluch hat wohl dieses Volk getroffen, dass es letztendlich zwischen zwei früheren Kommunisten zu wählen hat? Zwischen Nastase und Basescu?"

Es war einer jener Momente, sagten Beobachter danach, in denen Politiker während des Sprechens auch denken. (Kathrin Lauer/DER STANDARD, Printausgabe, 14.12.2004)