Bild nicht mehr verfügbar.

Warten auf Tag X: Am 15. Dezember beginnt der Christbaumverkauf in Wien offiziell.

Foto: dpa/Taron
Wien - In ein paar Jahren könnte es wurscht sein. Aber die Verordnung über die amtlich erlaubte Zeit, auf Wiener Plätzen Christbäume zu verkaufen, wird es weiterhin geben - und sei es bloß, um zu beweisen, dass eine Vorschrift die echte Welt nicht braucht, um in Kraft zu sein.

Was die Auflage sagt? Ab morgen, dem 15. Dezember, darf auf dafür ausgewiesenen Plätzen wieder Christbaumhandel betrieben werden. An 500 Plätzen und Ecken der Stadt werden dann Tannen und Fichten feilgeboten. Und auch im übrigen Österreich, erklärt Johann Lutzmayer, Obmann der heimischen Marktfahrer (zu denen auch die Christbaumhändler gehören), begänne der Christbaumhandel etwa um diese Zeit.

Bau-, Möbel-und Blumenmärkte

Freilich nur auf Standlerbasis: Auch wenn es unklar ist, was man mit einem Mitte November gekauften Christbaum am 24. Dezember noch tun kann, haben sie Bau-, Möbel-und Blumenmärkte oft schon seit über einem Monat im Programm.

Und das mitunter zu Preisen, bei denen dem Händler am Eck die Haare und seinen Bäumen aus kontrolliertem Anbau die Nadeln ausfallen. Lutzmayer: "Das schädigt den ehrlichen Händler." Selbst früher loszulegen sei sinnlos: "Da kauft kein Mensch."

Doch nicht nur gegen die Baumdiskonter kämpft der Straßenchristbaumhandel, auch der globale Trend ist gegen ihn. Laut einer von Husqvarna (Kettensägen und Haushaltsgeräte) in Auftrag gegebenen Studie ist der "echte" Baum ein Auslaufmodell: Schon 53 Prozent aller Befragten (in New York, Sydney, Paris, Warschau und Stockholm) ziehen Plastikbäume vor.

Sieben von zehn Plastikbaumbenutzern, erhoben die Sägenbauer, sind zwischen 18 und 25 Jahre alt - an Weihnachten interessiert sie die materielle Komponente. Die übrigen Holzverächter gehören mehrheitlich der Generation "65+" an.

Tannenland

Auch in Österreich, ergänzen Zahlen von Fessel GfK, ist der Plastiklichterbaum ein Faktor - wenn auch nicht so dramatisch wie etwa in Australien (85 Prozent Plastikbäume, so Husqvarna): Hier zu Lande soll 2003 jeder achte der 2,1 Mio. Christbäume aus Kunststoff gewesen sein. Herr und Frau Österreicher, so die Baumforscher, feiern "monokulturell" - zwei von drei Christbäumen sind Tannen.

Ob Tanne oder Fichte ist aber egal, wenn nicht die Kerzen, sondern der ganze Baum Feuer fängt. Nach Angaben der Allianz-Versicherung fackeln jährlich rund 300 Haushalte Adventkränze oder Christbäume ab. Unfreiwillig. Tückisch ist, dass Flammen einer Wachskerze Temperaturen über 800 Grad erreichen können, um Äste und Stämme zu entzünden, genügen bisweilen aber "kühle" 250 Grad.

Nebenbei - und nicht zur Überprüfung daheim empfohlen: Christbäume brennen explosionsartig ab. Ein Zweimeterbaum verkohlt binnen einer Minute - mit bis zu 1000 Grad heißen Flammen. Christbaumbrände sind im Übrigen auch Thema der Husqvarna-Studie: 16 Prozent aller Polen sollen ihren Baum demnach schon einmal abgefackelt haben. Die Holz- bzw. Plastikquote innerhalb dieser Gruppe wurde nicht abgefragt. (Thomas Rottenberg, Der Standard, 14.12.2004)