Wien - Mosz sei ein Versuch, "das etwas andere Elektroniklabel machen", meint Michaela Schwentner. Ein Ehrgeiz, den die 34-jährige Videokünstlerin und in der Elektronikszene als DJ Jade umtriebige Wienerin aus dem Umstand heraus entwickelt hat, dass sich "die Laptop-Musik weit gehend totgelaufen hat und zur Beliebigkeit verkommen ist". Stimmt.

Bislang gelingt der Versuch Schwentner und ihrem Kompagnon, Stefan Németh, ganz ausgezeichnet. Németh kennt die Fachwelt von der international renommierten Band Radian, die ihrerseits beweist, dass der Platz zwischen den Stühlen der Interessantere ist.

Mit ihrer jüngsten Veröffentlichung, Gustavs CD Rettet die Wale, konnte das ein Jahr alte und gerade fünf Veröffentlichungen vorweisende Label eine Aufmerksamkeit generieren, wie sie der heimische Elektronikszene schon lange nicht zuteil geworden war. Gustav, hinter dem Namen verbirgt sich die musizierende Künstlerin Eva Jantschitsch, gelang das mit einer Mischung aus sympathischer Heimwerker-Elektronik, die sie mit naiv-menschelnden Polit-Messages anreichert.

Damit kam das Label erstmals in Bedrängnis. Schwentner: "Die Erstpressung war schnell vergriffen und die Konsumenten sind gerade im Weihnachtsgeschäft bekanntlich nicht die Geduldigsten." Die Nachpressung soll dieser Tage kommen.

Aber auch andere Mosz-Acts heben sich wohltuend aus dem üblichen Gefrickel in der Datensuppe ab. Etwa die atmosphärisch am Begriff Pop arbeitende Kapital Band 1, bestehend aus Martin Brandlmayer und Nicholas Bussmann. Auch der in Wien lebende Deutsche Martin Siewert nähert auf seiner Mosz-CD No Need To Be Lonesome Experimentelles und Pop an.

Die momentane Aufmerksamkeit nutzt man nun für eine erste umfassende Präsentation des selbst geschaffenen Mikrokosmos. In der Fluc Mensa werden heute alle Mosz-Künstler live auftreten. Neben Gustav, Siewert und der Kapital Band 1 sind das Duo Metallycée und der Soundforscher Peter Sely zu hören. Und mit Unfair und ihrer baldigen Veröffentlichung gibt's auch einen Ausblick in die nähere Zukunft. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.12.2004)