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Foto: AP /Stephan Trierenberg
Die jeweils gut versteckte Angst vor einem fremden Leben treibt drei Menschen ganz unglücklich zusammen: den aus Marokko nach Spanien geflüchteten Hassan (Florentin Groll), seine zuvor in gleicher Weise getürmte Tochter Aixa (Mareike Sedl) und den spanischen Antiquitätenhändler Guillem (Michele Cuciuffo).

Damit hat der Autor Carles Batlle (41) den Menschen seines katalanischen Dorfes die Furcht direkt abgelesen und in ein Stück gepackt. Versuchung - übersetzt von Thomas Sauerteig und Hans Richter - ist seit Sonntagabend im Vestibül des Burgtheaters als deutschsprachige Erstaufführung zu sehen.

Von der Bedrängnis eines Volkes (einerseits durch Gibraltar-Flüchtlinge, durch das Aussterben der katalanischen Sprache andererseits) bleibt in dem eineinhalbstündigen Kammerspiel allerdings nur mehr ein von mikrogeschichtlichen Einsprengseln lapidar durchsetztes Beziehungsgeflecht übrig.

Und unter der Hand des Regisseurs Michael Schöndorf gerät das alles noch mehr in Schieflage: Eigenartige Missverständnisse zwischen den Figuren treiben dieses Drama dann an die Spitze: Guillem glaubt in Hassan den Geliebten seiner Freundin Aixa zu erkennen, der in Wahrheit ihr Vater ist. Aixa kann das Missverständnis nicht aufklären, weil sie bereits gefesselt und mit Hansaplast verklebtem Mund den Zumutungen ihres in Zuhältertrance verfallenen Antiquitäten-Spaniers ausgeliefert ist. (afze/DER STANDARD, Printausgabe, 14.12.2004)