Roulin, Förderungsprofessor des Schweizerischen Nationalfonds an der Universität Lausanne, hat das Verhalten der jungen Schleiereulen während siebzig Nächten untersucht, wie der Nationalfonds am Dienstag in Bern mitteilte. In Abwesenheit ihrer Eltern machen die Jungvögel unheimlich viel Lärm und stoßen bis zu 1.800 Schreie pro Nacht aus. Dieses Verhalten sei eine Art Kommunikation zwischen den Jungen über ihren unterschiedlichen Nahrungsbedarf, erklärt der Forscher nun gestützt auf seine Beobachtungen.
Abstimmung der Hungrigen
Weil die Eltern die mitgebrachte Beute, zum Beispiel eine ganze Maus, oft nicht aufteilen können, kann nur ein Junges pro Nahrungslieferung gefüttert werden. Statt bei der Rückkehr der Eltern um die Nahrung zu streiten, informieren sich die jungen Schleiereulen zuvor gegenseitig über das Ausmaß ihres Hungers und damit über ihre Entschlossenheit zum Kampf. Danach lassen sie aber nicht dem stärksten, sondern dem hungrigsten Schnabel den Vorrang. Antrieb für dieses Verhalten sei allerdings nicht Nächstenliebe, sondern Wirtschaftlichkeit. Denn der Energieaufwand für die Verhandlungen sei geringer als die Kosten eines erbitterten Kampfes um Nahrung.
Erpresser-Hypothese