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Foto: APA/EPA/Everett Kennedy Brown
Rundum zufrieden ist die Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) mit dem Pilotversuch für digitales Fernsehen, der im Sommer in Graz zu Ende ging. Internationale Kooperationen und Bewusstseinsbildung in Österreich verbuchte RTR-Chef Alfred Grinschgl am Dienstag bei einem Pressegespräch in Wien auf der Haben-Seite. Auch technisch habe man einiges dazu gelernt. Darüber hinaus habe sich gezeigt, dass digitale Zusatzdienste gut bei den Konsumenten ankommen. Die Digitalisierung der österreichischen TV-Landschaft soll nun zügig weitergehen - und gefördert werden.

11,1 Millionen Euro

11,1 Millionen wurden für den Testbetrieb in Graz ausgegeben, wobei im Rahmen eines "klassischen PPP-Modells" (Grinschgl) etwas über fünf Millionen Euro von Unternehmen - etwa ORF, Siemens und der Telekom Austria - kamen, 4,4 Millionen über den Digitalisierungsfonds aus der Bundeskasse und 1,5 Millionen vom Land Steiermark. Bis 2010 soll der Umstieg auf digitales, mit Antenne empfangbares Fernsehen geschafft sein.

Rund 80 Prozent des jährlich mit 7,5 Millionen dotierten Fonds sollen bis dahin dafür aufgewendet werden, rechnete Grinschgl vor. Zum einen für Rundfunkveranstalter, denen vor allem in der so genannten Simulcast-Phase - wenn gleichzeitig analog und digital gesendet wird - zusätzliche Kosten entstehen. Zum anderen für Investitionen im "allgemeinen wirtschaftlichen Interesse" und schließlich auch zur Endgeräte-Förderung, braucht es doch für den Empfang digitaler TV-Signale einen speziellen Decoder, für dessen Anschaffung den Konsumenten unter die Arme gegriffen werden könnte. Wobei an eine Zusammenarbeit mit der ORF-Gebührentochter GIS gedacht werde, so Grinschgl: Schließlich will man keine Schwarzseher sponsern.

Es bleibt noch einiges zu tun

Doch bis man sich über die Anschaffung einer so genannten MHP-Box den Kopf zerbricht, ist noch einiges zu tun. Als nächsten Schritt plant die Medienbehörde KommAustria im Frühling 2005 die Ausschreibung des so genannten Multiplexers, sagte Behördenchef Michael Ogris. Der wird der zentrale Betreiber für das künftige digitale Sendenetz. Wer sich darum bewerben könnte, wollte Ogris nicht vorwegnehmen. Dass der ORF seine Senderinfrastruktur erst kürzlich in ein Tochterunternehmen ausgegliedert hat, interpretiert Grinschgl aber doch als Interessensbekundung des Öffentlich-Rechtlichen.

Ende des kommenden Jahres könnte dieser Netzbetreiber seine Zulassung rechtskräftig haben, dann geht es ans Jonglieren mit den Frequenzen, die aber auch international koordiniert werden müssen. Rund 150 Nationen im Frühling 2006 zu diesem Zweck bei einer Konferenz in Genf. Danach kann abgeschätzt werden, wie viele Fernsehkanäle in Österreich künftig digital mit Antenne empfangen werden können. Im ersten Schritt werden es wohl mindestens drei sein: Voraussichtlich zwei so genannte "Plattformen" des Multiplexers werden bespielt, eine davon soll Österreich zu 90 Prozent abdecken und ORF 1, ORF 2, ATVplus sowie Zusatzdienste (etwa einen Programmguide, erweiterten Teletext u.ä.) bieten, die zweite Plattform soll mit einem "Mindestversorgungsgrad" eher die Ballungsräume erreichen und Platz für weitere Sender haben.

Wille zur Zusammenarbeit mit den Kabelnetzbetreibern

Grinschgl betonte einmal mehr den Willen zur Zusammenarbeit mit den Kabelnetzbetreibern, die in der Vergangenheit den Aufwand für digitales Atennen-Fernsehen als Wettbewerbsverzerrung kritisiert haben. Mögliche Verstimmungen sieht der RTR-Medien-Chef aber mittlerweile aus dem Weg geräumt, habe doch auch der Gesetzgeber die Plattformneutralität der Digitalisierungsbestrebungen unterstrichen. (APA)