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EVN-Generaldirektor Rudolf Gruber wechselt am 19. Jänner in den Aufsichtsrat.

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Wien – "Der Grund für meinen Rückzug hängt mit der sehr dynamischen Entwicklung zusammen, die die EVN jetzt nimmt", sagte der scheidende EVN-Generaldirektor Rudolf Gruber (70) bei der Bilanzpräsentation am Dienstag. "Als Vorsitzender des Aufsichtsrats werde ich die Neustrukturierung des Unternehmens mitbegleiten und vorsorgen, dass Jüngere den Tag- und Nachtjob übernehmen."

Der Wechsel an der Aufsichtsratsspitze soll am 19. Jänner 2005 anlässlich der Hauptversammlung erfolgen. Der bisherige Aufsichtsratschef Theodor Zeh scheidet aus. Quasi als Abschiedsgeschenk an die Aktionäre wird Gruber noch eine Erhöhung der Dividende von 0,75 auf 0,95 Cent je Aktie vorschlagen. Das sei aufgrund der verbesserten Ertragsziffern in dem Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr 2003/04 gerechtfertigt, sagte Gruber.

Vorstandsposten wird ausgeschrieben

Die Nachfolgefrage soll bis März 2005 entschieden sein. Am 20. Jänner wird der Posten ausgeschrieben; Interessenten haben vier Wochen Zeit, ihre Bewerbung anzumelden. Spekulationen, Exinnenminister Ernst Strasser könnte zur EVN wechseln, hat dieser selbst durch ein dezidiertes Nein beendet. "Wir haben einige Herren im Unternehmen, die absolut vorstandsfähig sind", ließ Gruber eine Präferenz für eine hausinterne Nachbesetzung anklingen. Bis der Nachfolger von Gruber bestellt ist, werden die Vorstände Herbert Pöttschacher und Peter Layr die EVN lenken.

Die EVN soll eine neue Struktur bekommen und flexibler werden. Einzelne Geschäftsfelder könnten selbstständige Aktiengesellschaften werden. "Unsere Überlegungen gehen in diese Richtung", bestätigte Gruber. Der 2003 erfolgte Kauf der deutschen WTE, mit dem sich die EVN ein starkes Standbein im Bereich der Wasseraufbereitung und Abwasserentsorgung geschaffen hat, schlägt nach Angaben von Finanzchef Michael Längle im Jahresabschluss 2003/04 bereits positiv durch.

Strompreis bleibt hoch

Großes Potenzial für die Wassersparte sieht man vor allem in den neuen EU-Mitgliedsländern, die großteils Ziel-1-Gebiete sind und von Fördergeldern aus Brüssel zur Verbesserung der Infrastruktur profitieren können.

In Bulgarien, wo kürzlich der mehrheitliche Erwerb zweier Stromverteilfirmen finalisiert wurde, sei man in nächster Zeit mit der Integration der Unternehmen in die EVN-Gruppe befasst. Weitere Akquisitionen seien erst nach einer Phase der Konsolidierung geplant, sagte Gruber.

Bei den Strompreisen sieht der scheidende EVN-Chef keine Entspannung. Eine baldige Strompreissenkung sei "reines Wunschdenken".

Gruber lässt sich Vertrag nicht auszahlen

Dem Unternehmen will der scheidende EVN-Chef nicht auf der Tasche liegen. Wenn er am 19. Jänner 2005 nach exakt 37 Jahren an der Spitze des niederösterreichischen Energieversorgers abtritt, wird er sich den bis 2008 laufenden Vertrag nicht auszahlen lassen.

"Ich bekomme ein Jahresgehalt als Abfertigung und ab 2006 eine Dienstpension - mehr nicht", sagte Gruber. Den Wechsel in den Aufsichtsrat habe er bereits im Sommer mit Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll besprochen. Das Land Niederösterreich ist Mehrheitsaktionär der EVN.

Gruber ist 1968 als jüngster Generaldirektor Österreichs an die Spitze von Newag und Niogas gekommen. Er hat daraus die EVN geformt, diese an die Börse gebracht sowie die Expansion im Ausland eingeleitet.

Gruber habe Verdienste in der Anfangsphase gehabt, sei dann aber "immer mehr zum Franz Josef der österreichischen Strombranche geworden", sagte Wilhelm Rasinger vom Interessenverband der Anleger zum STANDARD. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.12.2004)