Wien - Exinnenminister Ernst Strasser genoss am Dienstag seinen ersten interviewfreien Tag. Zuvor hatte er seinem Exchef in den Niederösterreichischen Nachrichten noch starken Tobak verabreicht. "Er (Schüssel) glaubt immer, dass es nach seinem Schädel gehen muss."

Unterdessen bemühte sich der Angesprochene nach dem Ministerrat, auf keinen Fall den Eindruck von Eile bei der Suche von Strassers Nachfolgers zu erwecken. "Ich suche keinen Minister, sondern eine Persönlichkeit. Sobald ich sie gefunden habe, informiere ich sie", antwortete er auf Journalistenfragen. Ob er nun einen neuen Verteidigungs- oder Innenminister suche, wollte er ebenso wenig erläutern, wie wann er die Nachbesetzung vornimmt.

Fest hielt Schüssel nur eines: "Platter steht für beide Positionen zur Verfügung und ich begrüße das ausdrücklich." In der ÖVP wird das als Hinweis dafür gewertet, dass Platter Innenminister bleiben könnte und das Verteidigungsministerium neu besetzt werden soll.

Offensichtlich will sich Schüssel damit aber Zeit lassen. Das nächste reguläre Plenum im Parlament tagt am 26. Jänner. Das wäre die nächste planmäßige Möglichkeit für den Kanzler, seinen neuen Minister zu präsentieren. Dafür müsste das neue Regierungsmitglied eine Woche zuvor, also Mitte Jänner, angelobt werden. Ende Jänner hat auch Bundespräsident Heinz Fischer als Frist für eine Entscheidung empfohlen.

Als Kandidaten im Gespräch sind nach wie vor Persönlichkeiten aus Niederösterreich, allen voran der außenpolitische Sprecher der ÖVP, Michael Spindelegger. Aber auch eine Expertenlösung ist denkbar: So hat die "graue Eminenz" des Verteidigungsministeriums, General Alfred Schätz, in der Bundesheer-Reformkommission Profil gewonnen - er ist allerdings bereits 64 Jahre alt.

Dass ein Blauer zum Zug kommt, schloss Schüssel dezidiert aus: "Ich denke nicht daran, das Arbeitsübereinkommen infrage zu stellen. Und jene Personen, mit denen ich darüber gesprochen habe, also Hubert Gorbach und Ursula Haubner, vertreten auch meine Linie."

Vizekanzler Hubert Gorbach (FP) betonte ebenfalls, dass es "Angelegenheit der ÖVP ist, nachzubesetzen". Nachsatz: "Und zwar möglichst rasch."

Platter scheint sich indes schon heute voll auf seinen neuen Job zu konzentrieren. Am Dienstag traf er mit seinem rumänischen Amtskollegen zusammen, in den kommenden Tagen sind zahlreiche Auftritte geplant. Ein hochrangiger Ministeriumsbeamte: "Er macht nicht den Eindruck, als sehe er seine Tätigkeit als Provisorium an." (cs, tó/DER STANDARD, Printausgabe, 15.12.2004)