Sarajewo - Behördenvertreter der bosnischen Serbenrepublik haben Kontakt mit den flüchtigen mutmaßlichen Kriegsverbrechern Radovan Karadzic und Ratko Mladic aufgenommen, um sie dazu zu überreden, sich freiwillig dem Haager UNO-Tribunal zu stellen. Dies berichtet die Tageszeitung "Dnevni avaz" am Dienstag in Sarajewo unter Berufung auf Quellen im bosnischen Geheimdienst (OSA). Die Gespräche hätten zwischen dem 30. November und dem 2. Dezember stattgefunden. Karadzic habe sich gesprächsbereit gezeigt, während Mladic den Vorschlag zurückgewiesen habe.

"Wir haben keine Informationen darüber, wo die geheimen Gespräche stattgefunden haben, aber wir wissen, dass sie stattgefunden haben", verlautete aus bosnischen Geheimdienstkreisen. Die Initiative zum Treffen sei von Dragan Kalinic ausgegangen, dem Chef der von Karadzic gegründeten Serbischen Demokratischen Partei (SDS). Der Internationale Bosnien-Beauftragte Paddy Ashdown hatte Kalinic im Vorjahr seines Amtes als Parlamentspräsident der Republika Srpska enthoben, weil er nicht mit dem UNO-Tribunal kooperiert habe.

Laut "Dnevni avaz" halten sich der frühere Präsident der Republika Srpska, Karadzic, und dessen früherer militärischer Oberbefehlshaber Mladic immer noch im serbischen Landesteil von Bosnien-Herzegowina auf. Einer der beiden stehe sogar ständig unter Beobachtung.

Nach dem Friedensvertrag von Dayton aus dem Jahr 1995 sind die Behörden in den beiden Landesteilen Bosniens dazu verpflichtet, angeklagte Kriegsverbrecher zu suchen und nach Den Haag zu überstellen. Jüngst war aber bekannt geworden, dass Mladic noch bis zum Jahr 2002 im aktiven Dienst der Armee der Republika Srpska gestanden war. (APA/Hina)