Zurzeit lebt er in Leipzig. Was im Hinblick auf Richie Beirach gleichsam Symbolcharakter hat: Gilt der 57-Jährige New Yorker, der in den 70ern in Dave Liebmans Band Lookout Farm erstmals von sich reden gemacht hat und dem Sopransaxofonisten seither in mannigfaltigen Bandkontexten treu geblieben ist, doch als "Europäer" unter Amerikas Jazzpianisten.

Beirach wies in Interviews wiederholt auf Inspirationen der abendländischen Tradition aus der Zeit zwischen 1880 und 1930 hin und ließ in Harmonik und Motivverarbeitung - den Gedanken des Third Stream, des dritten Stroms zwischen Jazz und klassischer Musik, sozusagen im Strukturinneren weiterführend - Anklänge an Impressionismus und Neoklassizismus hörbar werden. In den letzten Jahren trat Beirach im Trio mit Bassist George Mraz und Violinist Gregor Hübner hervor, unter dem Übertitel "Round About" setzte er sich mit der Musik Bartóks, Monteverdis und Federico Mompous (ACT/Edel) auseinander.

Ersteres Projekt wird im Rahmen der dreitägigen Personale im Porgy & Bess in veränderter Besetzung (mit Hübner, Bassist Nenad Vasilic und Sängerin Laurie Antonioli) ebenso zu hören sein wie ein Duo mit dem österreichischen (Ex-)"Amerikaner" Wolfgang Muthspiel. Zum Abschluss gibt's Beirach in klassischer Jazzklaviertrio-Besetzung, Gäste eingeschlossen. (felb/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 12. 2004)