Bartenstein: Mehr tun für Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Wien - Das vom ÖVP-nahen Familienbund initiierte Familien-Volksbegehren wurde am Donnerstag im Unterausschuss des Familienausschusses weiter behandelt. Auf der Tagesordnung stand das Thema "Vereinbarkeit von Beruf und Familie", bei dem die zuständige Ministerin Elisabeth Sickl betonte, dass doch "alle erreichen wollen, dass es der Frau besser geht". Schließlich "wissen wir um die Bedeutung der Familie als Keimzelle der Demokratie," wie sie erklärte. Neue Regelungen für die Wirtschaft, etwa um Teilzeit-Arbeit einklagbar zu machen, wünscht Sickl nicht. Sie plädiert für Bewusstseinsbildung bei der Wirtschaft. "Wir haben das Ziel der Partnerschaft" Die einzelne Familie solle entscheiden, "wie sie ihre Abläufe regelt". Es dürfte zu keinen gesellschaftlichen Vorgaben kommen, was für die Frauen "besser ist" - Familie oder Beruf. Die Männer müssten verstärkt eingebunden werden: "Wir haben das Ziel der Partnerschaft". Im Rahmen der "Kindergarten-Milliarde" werden vom Bund heuer weitere 133 Millionen Schilling zur Verfügung gestellt werden, kündigte Sickl an. Damit solle den erst zuständigen Ländern "verstärkt unter die Arme gegriffen werden". Sie hob hervor, dass Menschen mit Erfahrung in der Familienarbeit laut Untersuchungen "hervorragende Qualifikationen als Manager" hätten. Der Vorsitzende des Familienverbandes, Otto Gumpinger, formulierte als Ziele des Volksbegehrens statt mehr rechtlichen Regelungen sonstige Anreize für die Betriebe, u.a. Teilzeitarbeitsmöglichkeit, den arbeitsfreien Sonntag und steuerliche Absetzbarkeit der Kinderbetreuung. Sieglinde Rosenberger, von der SPÖ nominierte Politologin, ortete als die Problemfelder der Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Doppelbelastung der Frauen, nicht vergleichbare Erwerbsverläufe von Männern und Frauen, und die Flexibilisierung der Arbeitswelt, auf die die Familienpolitik mit "Starrheit" reagiere. "Hirngespinst" Monika Kemperle (ÖGB-Frauen) bezeichnete es als "Hirngespinst", zu glauben, dass sich der Markt nur mit Anreizen auf die Familienbedürfnisse einrichten würde. Flexibilisierung würde nur aus "wirtschaftlichen Aspekten" betrachtet. Darüber hinaus müssten die Rahmenbedingungen für Männer und Frauen so gestaltet werden, dass "beide aus dem traditionellen Rollenbild heraus kommen können". Sissi Potzinger vom Katholischen Familienverband Steiermark wurde von der FPÖ nominiert. Sie sprach sich dagegen aus, "junge Familien in ein Korsett" zu pressen. Kinderbetreuung werde erst als Erwerbsarbeit angesehen, "wenn sie nicht von der eigenen Familie geleistet wird". Wenn man die Familienarbeit "öffentlich madig" mache, dürfe man sich "dann nicht erwarten, dass die Männer freudig aufspringen". Sie schlug vor, Familienarbeit als Qualifikation z. B. bei Pflegeberufen anzuerkennen. Der Vorsitzende des freiheitlichen Familienverbandes, Herbert Vonach, plädierte dafür, dass der Staat und Bundesbetriebe in diesem Bereich eine Vorreiterrolle übernehmen sollten. Die Verpflichtung zu Teilzeit könnte man im privaten Bereich für Großbetrieben festschreiben. Bei den Kinderbetreuungseinrichtungen sieht er kein quantitatives, sondern ein qualitatives Problem. "Originell" Dieter Brosz (Grüne) kritisierte, dass sich die Punkte im Familien-Volksbegehren "in einigen Sätzen erschöpfen". "Originell" sei es, die Maßnahmen zur Flexibilisierung im Regierungsprogramm nicht im Kapitel Familie sondern Frauen zu finden. Für Brosz ist Flexibilisierung "sicher keine Maßnahme der Frauenförderung". Er kritisierte weiters die vorgesehenen Dienstverhältnisse im Haushalt, bei denen wohl in erster Linie auch wieder an Frauen gedacht werde und bei denen keine detaillierten Rahmenbedingungen bekannt seien. (APA)