STANDARD: Ist der neue PLO- Chef Mahmud Abbas wirklich eine Art palästinensischer Wunderwuzzi?
Bar: Die Sache ist zweischneidig: Yassir Arafat, derjenige, der stark genug gewesen wäre, Konzessionen zu machen, wollte nicht, und diejenige palästinensische Führung, die vielleicht bereit dazu wäre, ist nicht stark und effektiv genug. Man kann ja nicht einmal ein Team von drei, vier Palästinensern zusammenstellen, von dem man sagen kann, sie kontrollieren alle Kräfte in der politischen und militärischen Arena. Israel braucht aber Leute, zu denen es sagen kann: Wir tun das und ihr tut das. Wir Israelis können unsere Versprechungen halten, aber die Palästinenser können das nicht garantieren.
Derjenige, der Kassam-Raketen aus Gaza abfeuert, kümmert sich nicht um denjenigen, der etwas in Ramallah dazu sagt. Und derjenige in Ramallah hat keine Truppe, die stark genug ist, seinen Willen durchzusetzen, denn er ist der Führer einer Koalition, und sein Mann in Gaza regiert wieder durch eine Koalition: eine Koalition, die auf eine Koalition gestützt ist. Und am unteren Ende sitzt ein Warlord mit einer Gang von zwanzig Leuten, die er ernähren muss. Und wie bekommt er die so genannte Zentralregierung dazu, ihm Macht und Geld zu geben? Indem er beweist, dass er das Ganze stören kann, und wie macht er das? Indem er Israel angreift.
STANDARD: Und was hat Marwan Barghuti bekommen, um sich von der Kandidatur zurückzuziehen?
Bar: Barghuti hat mehr Repräsentation im sechsten Fatah-Prozess verlangt: Er wollte, dass man den bewaffneten Kampf auf die Tagesordnung setzt, eine ideologische Diskussion: Früher war es der einzige Weg, um Palästina zu befreien, dann einer der Wege.
STANDARD: Was kann Israel tun, um Mahmud Abbas zu helfen?
Bar: Unser Problem ist, dass wir auf einer Seite eine palästinensische Führung haben, die wir fördern wollen, die aber auf der anderen Seite nicht fähig ist, ihrerseits zu liefern – wir müssen sozusagen die Waren besorgen.