London - Im Iran soll nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) eine geistig behinderte junge Frau wegen "Vergehen gegen die Keuschheit" hingerichtet werden. Demnach hatte die iranische Zeitung Chorassan schon Ende November berichtet, die 19-Jährige Leyla M. sei im Vorjahr zum Tode verurteilt worden.

Die Anwälte der jungen Frau hätten inzwischen alle Rechtsmittel ausgeschöpft. Leyla werde unter anderem vorgeworfen, Sex mit Verwandten gehabt und außereheliche Kinder zur Welt gebracht zu haben.

Zur Prostitution gezwungen

Weiters berichtet die britische Zentrale von Amnesty, Leylas Mutter habe das Mädchen schon im Kindesalter zur Prostitution gezwungen, es sei wiederholt vergewaltigt worden und habe im Alter von neun Jahren ein Kind geboren. Schon damals sei sie zu Peitschenhieben verurteilt worden.

Mit zwölf Jahren habe ihre Familie sie an einen afghanischen Mann verkauft. Zwei Jahre später habe sie Zwillinge zur Welt gebracht. Ihre Familie habe sie später erneut verkauft, diesmal an einen 55-Jährigen.

Amnesty erklärte, als Vertragspartei der Internationalen Konvention über bürgerliche und politische Rechte habe sich der Iran verpflichtet, niemanden für Verbrechen hinzurichten, die er im Alter von weniger als 18 Jahren begangen habe. (AP, DER STANDARD Printausgabe 16.12.2004)