Berlin - Die Wirtschaft im Euro-Raum wird im kommenden Jahr nach Einschätzung von sieben europäischen Wirtschaftsforschungsinstituten deutlich geringer wachsen als bisher vorhergesagt. Ursache für die gewachsene Skepsis seien der zum Dollar stark gestiegene Euro und die hohen Ölpreise.

Für 2005 sei ein Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent zu erwarten, teilten die im Euren-Netzwerk zusammengeschlossenen Institute am Mittwoch mit, zu denen auch das RWI in Essen zählt. Im Sommer waren die Euren-Institute noch von 2,4 Prozent ausgegangen.

Ungünstiges internationales Umfeld

"Wesentliche Ursache dieser skeptischeren Einschätzung ist das inzwischen deutlich ungünstigere internationale Umfeld", erklärte das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI). Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des Euro-Raumes habe sich wegen der deutlichen Aufwertung des Euro zum Dollar verschlechtert.

"Hinzu kommen die dämpfenden Wirkungen, die von den höheren Ölpreisen ausgehen", erklärten die Institute. Die Inlandsnachfrage bleibe schwach und könne die Rolle einer Konjunktur-Lokomotive nicht übernehmen.

"Dazu trägt auch bei, dass es der Finanzpolitik bisher nicht gelungen ist, die Fehlbeträge in den öffentlichen Haushalten merklich zu reduzieren." Der Euro hat in diesem Jahr zum Dollar fast sechs Prozent an Wert gewonnen . Dadurch verteuern sich europäische Waren außerhalb des Euro-Währungsgebietes.

Noch kein neuer Abschwung

"Die außenwirtschaftlichen Belastungen dürften allerdings nur vorübergehender Natur sein", erwarten die Euren-Institute. Daher sei die schwächere Expansion 2005 auch noch nicht der Beginn eines neuen Abschwungs. Vielmehr dürfte sich das Wachstumstempo gegen Ende des kommenden Jahres wieder leicht beschleunigen.

Allerdings sei es bisher nicht gelungen, den Produktivitätsfortschritt im Euro-Raum spürbar zu beschleunigen: "Hierin liegt aber der Schlüssel für eine höhere Wachstumsdynamik", kritisierten die Euren-Institute.

Anfang der Woche hatte des RWI auch seine Wachstumsprognose für Deutschland im kommenden Jahr deutlich gesenkt und erwartet nur noch 1,3 nach zuvor 1,8 Prozent. (APA/Reuters)