Wien - Das Bundesdenkmalamt hat den derzeit in Bau befindlichen neuen Zentraleingang für das Parlament genehmigt.

Nationalratspräsident Andreas Khol (V) freute sich am Donnerstag in einer Pressekonferenz, dass ab Oktober nächsten Jahres die Besucher das Hohe Haus über den Zentraleingang hinter der Pallas Athene von vorne betreten werden. Möglich wurde das durch die notwendige Sanierung der Rampe.

Corpus der Rampe erneuert

Im Zuge des durch den undichten Athene-Brunnens erforderlichen Neubaus der Rampe habe man bemerkt, dass weitere Arbeiten notwendig waren, berichtete Kohl. So habe man gesehen, dass die Fundierungen und der ganze Corpus der Rampe erneuert werden müssen. Auch die Sicherheitsfrage habe sich "dramatisch gestellt", so sei bisher etwa die Lüftungsanlage völlig ungesichert gewesen. Das sei, wie wenn man bei einer Operation einen Patienten aufmache, dann werde auch gleich alles miterledigt, was man sonst noch finde, zog der Nationalratspräsident einen medizinischen Vergleich.

Ein modernes Besucherzentrum im Inneren

Nun entstehen im Inneren der Rampe ein modernes Besucherzentrum, ein Vortragsraum, eine Cafeteria, zusätzliche Archive und Bibliothekspeicher sowie ein Medienzentrum. Insgesamt entstehen durch die Neugestaltung der Rampe fast 7.000 Quadratmeter neue Fläche.

Bestehende Tragstruktur wird nicht verändert

Eine neue Sicherheitsschleuse soll höchste Sicherheit bei minimalem Zeitaufwand garantieren. Die Besucher werden im Foyer "mit modernster Animationstechnik" über den Parlamentarismus, die Demokratie und Zeitgeschichte informiert. In der Rampe werden fünf Glastüren in die historischen Gurtbögen eingefügt. Die bestehende Tragstruktur wird dabei aber nicht verändert, deshalb hat das Denkmalamt auch seine Zustimmung gegeben.

Auch Palais Epstein wird fertig

Gleichzeitig mit dem Parlament wird im Oktober 2005 auch das damit verbundene Palais Epstein fertig werden. Das Palais wird neben Räumlichkeiten für die Fraktionen und Sitzungszimmern auch ein Veranstaltungszentrum für rund 120 Personen beherbergen. Außerdem wird eine Dauerausstellung die Geschichte des Hauses und der Familie Epstein dokmuentieren. Damit werde auch auf den Beitrag des jüdischen Bürgertums zur Kultur Wiens aufmerksam gemacht, betonte Khol. In die Planung eingebunden sei auch der Leiter des Jewish Welcome Service (JWS), Leon Zelman. Damit werde auch der Konflikt um das von Zelman im Palais geforderte Haus der Geschichte "zu einem friedlichen Ende" gebracht, betonte der Nationalratspräsident.

Besuchersteigerung erwartet

Die Kosten bezifferte Khol mit 21 Millionen Euro. Mit den ursprünglichen Planungen habe man angefangen bei 13 Mio. Euro. Der Nationalratspräsident zeigte sich aber überzeugt davon, diese Mehrkosten durch eine größere Zahl an Besuchern hereinbringen zu können. In den letzten Jahren hat sich die Besucherzahl von 15.000 auf 60.000 vervierfacht. Nach der Fertigstellung der Umbauarbeiten und der Eröffnung des Palais Epstein wird eine Steigerung auf 100.000 Besucher erwartet. Khol freute sich, dass das Hohe Haus von einem Honoratiorenparlament zu einem Volksparlament geworden sei. Die offizielle Eröffnung wird am 25. Oktober im Rahmen eines Festaktes erfolgen. Am darauf folgenden Nationalfeiertag werden die Bürger im Rahmen eines "Tages der offenen Tür" die Gelegenheit haben, das neu gestaltete Parlament in Augenschein zu nehmen. Die Rohbauarbeiten sind schon fast fertig. Mit dem Innenausbau soll im Jänner oder Februar begonnen werden.

Geplanter Umbau: Plenarsaales des Nationalrats

Geplant ist auch bereits der Umbau des Plenarsaales des Nationalrats. Das ist für Khol aber "ein Pferd von einer ganz anderen Farbe". Er rechnet damit, dass dieses Projekt bestenfalls bis 2007 realisiert werden kann. Bisher liegt dafür nur ein Beschluss der Präsidiale vor. Im nächsten Jahr soll ein Raum- und Funktionsprogramm werden, danach ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. Khol legt aber wert darauf, dass auch in dieses Projekt das Denkmalamt einbezogen wird. Die Kulturbauten des Landes müssten gewahrt bleiben, dabei betrachte er das Denkmalamt als große Hilfe, betonte Khol.(APA)