Graz - Autorennen am Militärflugplatz standen in den fünfziger und sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts am Anfang der Motorsportgeschichte in der obersteirischen Region. Mit dem Ö-Ring ab 1970 und dem A1-Ring von 1997 bis 2003 sind in erster Linie die Formel-1-Rennen, aber auch zahlreiche andere Motorsport- und Konzertveranstaltungen verbunden.

Das größte Projekt, jenes einer Motorsport- und Luftfahrtakademie, sollte nun alle bisherigen Aktivitäten in den Schatten stellen. Ob überhaupt und in welcher Form es nun realisiert wird, steht nun nach einem negativen Umweltsenat-Bescheid und dem vorläufigen Ausstieg von Projektwerber Red Bull in den Sternen.

Flugplatzrennen

Die Geschichte der Rennstrecke im obersteirischen Aichfeld beginnt 1957 bis 1964 mit den Flugplatzrennen von Zeltweg. Das erste Formel-1-Rennen am neu errichteten Österreich-Ring in Spielberg geht am 16. August 1970 in Szene.

Zwischen 1987 und 1997 gibt es zehn Jahre Pause, ehe der F-1-Zirkus auf den um 400 Mio. Schilling umgebauten und umbenannten A1-Ring zurückgeholt werden kann. Zwischendurch wurde immer wieder versucht, das Gelände für Open-Air-Großkonzerte zu nutzen. Der ÖAMTC baut ein Fahrtechnik-Zentrum.

Politische Querelen

Schon damals gibt es politische Querelen um die Investition: Während die SPÖ lange Zeit auf der Bremse steht und glaubt, dass das Geld für den Sechs-Jahre-Vertrag mit Bernie Ecclestone anderweitig sinnvoller zu investieren wäre, bleibt Sport- und Tourismus-Landesrat Gerhard Hirschmann (V) am Drücker: Er bringt schließlich das seiner Meinung ökonomisch für die wirtschaftlich schwache Region bedeutende Projekt durch.

Noch bevor das "Aus" für die Formel 1 gekommen war, interessiert sich 2002 Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz und entwickelt die Idee einer Motorsport- und Luftfahrtakademie. Um den Weg freizumachen, mussten Eigentümer Land und Red Bull die langfristigen Verträge mit dem ÖAMTC ablösen - angeblich um 15 bis 20 Mio. Euro.

Großprojekt um 700 Millionen Euro

Unter der Projekt Spielberg GmbH & Co KG werden potente Partner aus Auto- und Luftfahrtindustrie akquiriert und das zunächst auf 200 Mio. Euro angelegte Vorhaben wird auf ein Großprojekt samt Hotellerie um 700 Mio. Euro ausgeweitet. Im Frühjahr 2004 wird am A1-Ring mit den Abbrucharbeiten begonnen.

Im Mai gibt es eine Förderzusage der Landesregierung in der Höhe von 90 Mio. Euro, einen Monat später einen positiven UVP-Bescheid des Landes. Dagegen berufen zwei Bürgerinitiativen, die vor allem gegen eine geplante Off-Road-Strecke, nicht aber gegen das Gesamtvorhaben sind.

Umweltsenat hebt Bewilligung auf

Am 3. Dezember wird die Grundsatzbewilligung vom Bundes-Umweltsenat aufgehoben: Das Vorhaben der Red Bull GmbH widerspreche wesentlichen Genehmigungskriterien nach mehreren anzuwendenden Gesetzen. Mateschitz lässt wissen, dass er nicht mehr interessiert sei, worauf hektische Bemühungen auf allen politischen Ebenen einsetzen, um das Projekt zu retten.

Bürger versammeln sich zu Kundgebungen pro "Projekt Spielberg", Juristen geben Tipps und denken laut über die Umgehung des UVP-Verfahrens nach. Die Landesregierung, selbst wegen angeblich zu sorgloser Abwicklung des UVP-Verfahrens unter Beschuss geraten, signalisiert Entschlossenheit, das Vorhaben - notfalls auch ohne Red Bull - durchzuziehen. (APA)