In der Schlussszene des Beziehungsdramas, das Großbritanniens Innenminister David Blunkett die Karriere kostete, blendete die "Daily Mail" gestern in ein Londoner Spital. Dort liege Blunketts Ex- geliebte Kimberly Quinn mit Schwangerschaftskomplikationen und sei seit dem Rücktritt des Ministers "kaum imstande zu sprechen".

Die Boulevardpresse Englands, für die es nichts Besseres als außereheliche Beziehungen adeliger und anderer Prominenter gibt, war davor zur Höchstform aufgelaufen. Blunkett soll 2002 für die philippinische Kinderfrau seiner damaligen Geliebten rasch eine Daueraufenthaltsbewilligung besorgt haben. Am Donnerstag kam offiziell heraus, dass Tony Blairs bester Mann tatsächlich eine E-Mail an die Einwanderungsbehörde schicken ließ. Er musste wegen Amtsmissbrauchs gehen.

Doch auch das Ansehen der früher als Medien-Powerfrau umschwärmten Quinn hat stark gelitten: Sie wurde in der politischen Seifenoper als skandalöse Lady Chatterley porträtiert.

Beruflich erfolgreiche Frau

1960 als Unternehmerstochter Kimberly Solomon in Los Angeles geboren, studierte sie später am renommierten Vassar College in New York und auch in Oxford Geschichte. Sie begann als Sekretärin beim US-Magazin "Cosmopolitain" zu arbeiten und heiratete den Investmentbanker Michael Fortier. Mit ihm zog sie nach London, ging zum Lifestylemagazin GQ und wurde 1996, schon von Fortier getrennt, Herausgeberin des erzkonservativen, aber originellen Spectator.

Beruflich sei sie höchst erfolgreich gewesen, berichten Mitarbeiter. Ihr Privatleben wurde allerdings zunehmend kompliziert. 2001 heiratete sie den "Vogue"-Verlagsdirektor Stephen Quinn. Ungefähr gleichzeitig lernte sie aber - bei einem Spectator-Interview - den blinden und aus armen Verhältnissen stammenden Labour-Minister Blunkett kennen und begann eine Liebesaffäre mit ihm. 2002 gebar sie ihren Sohn William.

"Kimberlys Rache"

Blunkett (57), der geschieden ist und drei erwachsene Söhne hat, versuchte später seine Vaterschaft via DNA-Test zu beweisen. Doch im Sommer 2004 kehrte Kimberly Quinn zu ihrem Ehemann zurück. Sie fühle sich durch hartnäckige Anrufe Blunketts belästigt, berichteten "Freunde" dann britischen Boulevardblättern, die sich begeistert auf die Affäre stürzten.

Politisch wurde das Drama, als der solid-konservative "Sunday Telegraph" Ende November ausführlich darüber zu schreiben begann, dass der mächtige und harte Innenminister seine Autorität dazu missbraucht habe, um Quinns Nanny beschleunigt eine Aufenthaltsbewilligung zu besorgen. Die Medien bezeichneten das sofort als Kimberlys Rache und hatten dafür zumindest ein handfestes Indiz: "Spectator" und "Telegraph" kommen im gleichen Verlagshaus heraus. (Erhard Stackl/ D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 17.12. 2004)