Neben dem "nicht angemessenen" Angebotspreis spreche gegen die Annahme, dass "die VA Tech mit Siemens in drei der vier Unternehmensbereiche (Energieerzeugung, Energieübertragung und -verteilung, Infrastruktur) in direkter Konkurrenz mit überlappenden Absatzmärkten und Standorten insbesondere in Europa steht". Dies entspreche rund drei Viertel des VA Tech-Umsatzes. "Daraus kann möglicherweise ein beträchtlicher Personalabbau resultieren", gibt das Management zu bedenken.
"Von uns gibt es dazu keinen Kommentar", sagte ein Siemens-Sprecher am Freitag. Angesprochen auf eine mögliche Nachbesserung des Offerts verwies er lediglich auf jüngste Aussagen von Siemens Österreich-General Albert Hochleitner, der am Mittwoch erklärt hatte: "Wir sind überzeugt, dass wir ein vernünftiges Angebot gelegt haben. Ich glaube nicht, dass wir erhöhen müssen."
Nachbesserung
Im Markt wird indes weiter auf eine Nachbesserung spekuliert. Im heutigen Frühhandel notierte die VA Tech-Aktie mit 59 Euro um 1,3 Prozent höher und damit um rund 6 Prozent nach wie vor über dem Angebotspreis von Siemens.
Die Einschätzung des VA Tech-Vorstands und dessen Beraters JP Morgan, das Offert sei nicht angemessen, wird auch vom Wirtschaftsprüfer der VA Tech, Ernst & Young, bei seiner Beurteilung als unabhängiger Sachverständiger geteilt.
Basis der veröffentlichten Analysten-Reports
Wie es in der heutigen Stellungnahme des VA Tech-Managements hieß, sei der von Siemens angebotene Übernahmepreis auf Basis von veröffentlichten Analysten-Reports ermittelt worden. Die Erwartung für den Jahresüberschuss 2005 liege in diesen Reports bei durchschnittlich rund 54 Mio. Euro. Demgegenüber geht der VA Tech-Vorstand "auf Basis vorsichtiger Annahmen" derzeit aber von einem rund 22 Prozent höheren Jahresüberschuss von 66 Mio. Euro für 2005 aus. Bisher war ein Nettogewinn von mindestens 50 Mio. Euro in Aussicht gestellt worden.
Wie der Vorstand bisher angekündigt hat, wird die VA Tech unter dem Strich 65 bis 70 Mio. Euro Verlust einfahren. Um die für 2005 erwartete Ergebnisverbesserung zu erreichen oder diese Annahme zu übertreffen, habe man eine "solide Basis geschaffen", so der Vorstand.