Wien - Wien/Graz - "Gehen Sie durch verlassene Straßen, aber meiden Sie bloß Ihre lieben Verwandten und Bekannten" - der seltsam anmutende, wohl nicht ganz ernst gemeinte Tipp eines Kriminalbeamten hat folgenden Hintergrund: Vier von fünf Morden oder Mordversuchen sind Beziehungstaten. Heuer wurden in Österreich bisher 153 Morde versucht oder begangen. Im gesamten Vorjahr waren es 142, im Jahr 2002 genau 168.
Versucht oder vollendet wird gleich bestraft
In der Kriminalstatistik werden immer versuchte und vollendete Verbrechen gemeinsam angeben, weil schon der Versuch, auch wenn er nicht gelingt, dieselbe strafrechtliche Konsequenz nach sich zieht. Und die heißt im Höchstmaß lebenslange Haft.
Alle 26 Mordfälle in der Steiermark gelöst
Tatsächlich umgebracht wurden heuer beispielsweise in der Steiermark 26 Menschen. Alle Fälle konnten aufgeklärt werden. Allerdings hat sich die steirische Mordrate im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Zu den spektakulärsten Verbrechen zählte der so genannte Drahtschlingenmord vom Semmering Ende Juni, bei dem ein Obersteirer seine Arbeitskollegin in einer Discothek erdrosselte und sie dann in einen Bach warf.
Wien: 18 Morde seit Jahresbeginn
In Wien hatte es die Polizei seit Jahresbeginn mit 18 Mordfällen zu tun. Laut Ernst Geiger, dem Leiter der Wiener Kriminaldirektion 1, bedeutet das einen Anstieg um fünf Verbrechen. Mitte der Achtzigerjahre hatten die Kriminalisten im Schnitt noch 40 bis 50 Morde pro Jahr zu bearbeiten, gegen Ende der neunziger Jahre war man bei mehr als 30 Bluttaten pro Jahr, erst danach bewegten sich die Zahlen in den Zwanziger-Bereich. Vier Morde in der Bundeshauptstadt sind noch nicht geklärt. Dazu zählen unter anderem ein Doppelmord in Favoriten im Mai, die Bluttat an einer Greißlerin in der Leopoldstadt sowie der Überfall auf einen Taxilenker.
Neun Morde in Niederösterreich
In Niederösterreich sind in diesem Jahr neun Morde begangen worden. Ein einziges dieser Verbrechen blieb ungeklärt. Weiters kam es zu zwölf Mordversuchen und der Tötung eines Säuglings.
Acht Morde in Oberösterreich
In Oberösterreich sind seit Jahresbeginn acht Menschen Morden zum Opfer gefallen. In sechs Fällen habe es sich um Familientragödien gehandelt. Der so genannte Autobahnmord vom August sei nach wie vor ungeklärt. Ein türkischer Lkw-Lenker war mit Kopfverletzungen, bei denen "eine Schusswaffe im Spiel war", gefunden worden. Im Vorjahr waren in Oberösterreich fünf Menschen ermordet worden.
Sechs Morde in Tirol
In Tirol gab es im laufenden Jahr laut Auskunft der Kriminalabteilung im Landesgendarmeriekommando bisher sechs Mordfälle und zwei Mordversuche. Es handelte sich vor allem um Familien- und Beziehungsdramen. Die Bluttaten konnten fast alle geklärt werden, nur in einem Fall liefen vorerst noch Ermittlungen.
Drei Morde in Salzburg
Drei Morde und drei Mordversuche, so sieht die bisherige Bilanz der Sicherheitsdirektion Salzburg für 2004 aus. Ein Fall ist noch nicht aufgeklärt.
Zwei Morde in Kärnten
In Kärnten hat es im heurigen Jahr bisher zwei Morde und einen Mordversuch gegeben. Das sind übrigens die gleichen Zahlen wie im Jahre 2003. In einem Fall hat der Täter anschließend Selbstmord begangen. Im zweiten, der bei den Kriminalisten der Gendarmerie unter dem Stichwort "Autobahnmord" anhängig ist, konnte bisher noch nicht einmal die Identität des Opfers geklärt werden. "Es dürfte sich um eine regelrechte Hinrichtung handeln", erklärte der Kommandant der Kriminalabteilung, Oberst Hermann klammer.
Ein Mord in Vorarlberg
Im zu Ende gehenden Jahr wurden in Vorarlberg drei versuchte sowie ein vollendeter Mord zur Anzeige gebracht. Zwei der Beschuldigten wurden vor Gericht zwar verurteilt, aber vom Vorwurf des versuchten Mordes frei gesprochen. Die anderen beiden Verfahren sind noch am Laufen, teilte die Kriminalabteilung in Bregenz auf APA-Anfrage mit. Alle versuchten und vollendeten Morde wurden aufgeklärt. Dabei handelte es sich stets um Bluttaten im Bekanntenkreis.
Ein Mord im Burgenland