Der PC-Hersteller chiliGREEN wird im Jahr 2004 etwa 75.500 Computer (Notebooks und Desktop-Geräte) verkaufen und ist damit die größte Computer-Produktion Österreichs. Dabei wissen wahrscheinlichen viele Kunden gar nicht, dass ihre Computer aus dem Hause chiliGREEN stammen. Für große Elektroketten wie etwa Saturn, Cosmos oder Media Markt liefert das Linzer Unternehmen seine PCs unter dem Namen Proworx aus, auch ein Teil der Computer der Niedermeyer-Eigenmarke Pionier kommen von chiliGREEN.
chiliGREEN-Gründer Gerald Wirtl kam nach einer Lehre als Elektromechaniker über den heutigen Konkurrenten Gericom zur Computerbranche, machte sich aber im Jahr 1998 mit dem auf Notebooks spezialisierten Geschäft "Lap Store" selbstständig.
Auf dem Weg zur Selbstständigkeit
Bald kam es zu einer Kooperation mit der deutschen Marke IPC, es entstand eine eigene IPC-Österreich-Tochter. Anfangs eigentlich gar nicht geplant, entschloss sich das österreichische Team Ende 1999, zusätzlich zu Notebooks auch Desktop-Systeme zu verkaufen. Nach einigen wirtschaftlichen Turbolenzen der Mutterfirma und zunehmend unterschiedlichen Strategien kam es im Jahr 2003 zum Management Buyout. Seit November 2003 gibt es chiliGREEN unter dem Haupteigentümer Gerald Wirtl. Am Linzer Standort arbeiten knapp 60 Mitarbeiter, der Umsatz mit Desktops, Notebooks, Servern und Monitoren lag zuletzt bei 52 Millionen Euro.
Im WebStandard-E-Mail-Interview spricht Gerald Wirtl mit Klaus Kraigher über die Vor- und Nachteile der "Schnäppchen-Computer" bei Lebensmitteldiscountern und skizziert die Zukunft der Multimediacomputer.
Das freie Betriebssystem Linux kommt bei ihm vor allem bei "supergünstigen" Geräten in Frage, Windows XP sei "für weniger versierte Benutzer einfacher zu bedienen". Im Konkurrenzkampf "Notebook gegen Desktop" wird auch in Zukunft der Desktop nicht von der Bildfläche verschwinden, bei der "Multimedia-Computerzentrale fürs Wohnzimmer" muss aber Wirtl zu folge von Hard- und Softwareherstellern noch viel "Pionierarbeit" geleistet werden.
WebStandard: Beim Lebensmitteldiscounter "Zielpunkt" wurde ein chiliGREEN-Computer zum Verkauf angeboten. Wie schätzen Sie die Zusammenarbeit mit diesen "technik-fernen" Geschäften ein, ist der Höhepunkt der Begeisterung über "Schnäppchen-Computer" nicht schon vorbei?
Gerald Wirtl: Durchaus nicht, dieser Absatzkanal legt sogar zu. Computer sind mittlerweile hoch standardisiert, das Kaufrisiko ist sehr gering. Eine bekannte Marke – in diesem Fall eben chiliGREEN – bürgt für Qualität und gutes Service, ein "intelligentes" Komplettangebot vermeidet beratungsintensive Geschäftsanbahnung. Das ist gleichzeitig natürlich auch die Schattenseite dieses Vertriebsweges: Beratung und Produktvielfalt, zum Beispiel in Form von Build-to-Order-Geräten, bleiben auf der Strecke.
WebStandard: Welche Trends sehen Sie für die nahe Zukunft, wie werden die Geräte ausgestattet sein?
Gerald Wirtl: Der Anteil der Notebooks an den gesamt verkauften Geräten steigt weiter, für den mobilen Einsatz ausgestattete Geräte werden stärker nachgefragt.
WebStandard: chiliGREEN bietet PCs und Notebooks mit SUSE Linux an. Wie wird dieses Angebot angenommen, werden mehr Microsoft- oder Linux-Geräte verkauft?
Gerald Wirtl: Wir verkaufen einen sehr großen Teil der Geräte mit Microsoft Windows XP, dass für weniger versierte Benutzer einfacher zu bedienen ist. Linux wird meistens nachgefragt, wenn Geräte supergünstig sein sollen beziehungsweise wenn sich jemand mit Linux auskennt und sich bewusst dafür entscheidet.
WebStandard: Microsoft hat die "Windows XP Media Center Edition 2005" vorgestellt. Sehen Sie darin die Zukunft der digitalen Unterhaltung?
Gerald Wirtl: Die "Windows XP Media Center Edition" ist ein wichtiger Schritt auf einem Weg, der zu mehr Usability und Medienkonvergenz führt. Die Hersteller von Hard- und Software werden aber noch viel Pionierarbeit leisten müssen, insbesondere beim Schaffen von technischen Standards und Schnittstellen zwischen verschiedenen Endgeräten. Es gibt ja derzeit verschiedenste Entwicklungen, die diese Thematik maßgeblich betreffen, etwa der IPv6- oder der MHP-Standard.
WebStandard: Statt Fernseher, Stereoanlagen, Videorekorder und DVD-Player könnte bald ein Computer im Wohnzimmer stehen. Erwarten Sie eine große Nachfrage nach Multimediacomputern?
Gerald Wirtl: Der PC als zentrales All-in-One-Gerät im Wohnzimmer wird sich dann als Standard durchsetzen, wenn er äußerst einfach zu bedienen und zu vernetzen ist, gefälliges Design bietet und mittelfristig über klassische Multimediafunktionen hinaus Applikationen wie Telefonie oder die Steuerung der Haustechnik beherrscht. Und das alles sollte so einfach und ausfallssicher funktionieren, wie eine HiFi-Komponente das heutzutage tut.
WebStandard: Notebook oder Desktop-Computer: Was wird sich durchsetzen, gibt es hier Unterschiede zwischen professionellem und Hobbyeinsatz?
Gerald Wirtl: Fakt ist, dass der Marktanteil der Notebooks weiter steigt und sich der 50 Prozent Marke annähert. Wir sind aber der festen Überzeugung, dass der Desktop auch langfristig nicht verschwinden wird. Abgesehen davon, dass Standgeräte bei Anschaffung und Wartung günstiger sind (Stichwort modularer Aufbau), bieten Sie aufgrund technischer Gegebenheiten meistens höhere Leistung.
Wichtig ist nicht, ob man ein Gerät professionell oder "hobbymäßig" einsetzt, sondern es zählt vielmehr der Verwendungszweck. Man muss sich beispielsweise fragen: Brauche ich ein Notebook mit riesigem Bildschirm, oder besser ein Gerät mit Minimalausstattung für möglichst lange Akkulaufzeit.