München - Die deutsche Wirtschaft lässt das Jahr 2004 versöhnlich ausklingen und macht sich zu Weihnachten Hoffnung auf ein baldiges Anspringen der Binnenkonjunktur. Getragen von einem guten Weihnachtsgeschäft des Einzelhandels und wieder optimistischeren Zukunftsaussichten in der Industrie legte der Geschäftsklimaindex des ifo-Instituts im Dezember überraschend von 94,1 auf 96,2 Punkte zu. Das ist der höchste Stand seit Frühjahr dieses Jahres. Der Stimmungsaufschwung ziehe sich durch alle Branchen, erklärte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn in München. Die von Experten erwartete Eintrübung durch den anhaltenden Euro-Höhenflug blieb damit aus.

"Erstes Hoffnungssignal"

Der ifo-Index gilt als einer der wichtigsten Frühindikatoren in der deutschen Wirtschaft. Nach Einschätzung des ifo-Konjunkturexperten Klaus Abberger deutet die Entwicklung auf eine Belebung der Binnenwirtschaft hin: "Dieser Anstieg ist ein erstes Hoffnungssignal, dass die gegenwärtige Schwächephase nur eine Delle war." Dabei komme der Wirtschaft auch die Entspannung der Ölpreise zugute. "Hier kann schon die Hoffnung da sein, dass der Gipfel überschritten ist", sagte Abberger. Mit negativen Auswirkungen durch die Dollar-Schwäche rechnet der Experte dagegen erst mittelfristig.

Das bisher florierende Weihnachtsgeschäft habe vor allem den Einzelhandel in gute Laune versetzt. "In unseren Befragungen beurteilt der Handel seine aktuelle Lage deutlich besser als im Vormonat", sagte Abberger, warnte aber zugleich vor verfrühtem Optimismus. Stärker als andere Branchen sei der Handel Schwankungen unterworfen. Die Branche selbst rüstet sich unterdessen zum Endspurt nochmals für einen Ansturm der Geschenkekäufer. Vor allem an diesem Samstag werden die Kassen kräftig klingeln, erwartet der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels.

Auch die Industrie-Betriebe, die sich im Dezember erstmals seit vier Monaten auch für das kommende Halbjahr wieder zuversichtlicher zeigten, gäben Anlass zur Hoffnung, sagte Abberger.

Wermutstropfen Arbeitsmarkt

Allerdings gibt es einen Wermutstropfen: den Arbeitsmarkt. "Trotz dieses insgesamt positiven Bildes zeigt die Beschäftigungsplanung in der Industrie noch kein Ende des Stellenabbaus an", sagte ifo-Präsident Sinn. Das Wirtschaftsministerium äußerte jedoch Zuversicht, dass die Erholung im kommenden Jahr auch den Arbeitsmarkt erfasst: "Die deutsche Wirtschaft ist weiter auf Wachstumskurs."

Die rund 7.000 vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung befragten Unternehmen beurteilten im Dezember sowohl ihre aktuelle Geschäftssituation als auch ihre Zukunftsaussichten deutlich positiver als im Vormonat. Der Index für die Lage kletterte von 93,9 auf 96,0 Punkte. Der Erwartungsindex, der die Einschätzungen für die kommenden Monate wider gibt, verbesserte sich von 94,3 auf 96,4 Punkte. In Ostdeutschland hellte sich das Geschäftsklima weniger deutlich auf als im Bundesschnitt. Volkswirte hatten vor allem wegen der Dollar-Schwäche eine leichte Eintrübung des ifo-Index auf 93,8 Punkte befürchtet, nachdem das Konjunkturbarometer bereits im November überraschend deutlich nachgegeben hatte.

Besserer Start ins neue Jahr

Die Verbesserung der Stimmung unter den Firmen stärkte die Hoffnung der Analysten, dass die Wachstumsschwäche im dritten Quartal mit einem Wachstum von lediglich 0,1 Prozent schon überwunden ist. Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim und Commerzbank-Analyst Matthias Rubisch gehen davon aus, dass die Wirtschaftsleistung bereits im letzten Vierteljahr um 0,4 Prozent zulegt. Damit könnte die deutsche Wirtschaft den Experten zufolge auch besser ins neue Jahr starten als Pessimisten befürchten.

"Derzeit greift ein Pessimismus um sich, der übertrieben scheint", sagte auch Stefan Mütze von der Helaba. "Wir bleiben bei unserer Wachstumsprognose von 1,5 Prozent im kommenden Jahr." Ähnlich zuversichtlich äußerte sich Rubisch: "Wenn sich Ölpreis und Euro einigermaßen günstig entwickeln, könnte es Anfang kommenden Jahres sogar noch einmal eine leichte Beschleunigung des Wachstums geben." (APA/dpa/Reuters)