Wien - Die Einnahmen des Finanzministers aus Einkommens- und Lohnsteuer werden für 2005 auf 19,4 Mrd. Euro geschätzt. Alle heimischen Kapitalgesellschaften zusammen, die der so genannten Körperschaftssteuer (KöSt) unterliegen, werden laut Bundesvoranschlag 2005 nur mehr 3,6 Mrd. Euro an Karl-Heinz Grasser abliefern. Dies trotz massiv steigender Unternehmensgewinne, beklagt die Arbeiterkammer (AK).

Angesichts der neuen Zuckerln für den Unternehmenssektor im Zuge der Steuerreform 2005, und hier vor allem der neuen Gruppenbesteuerung, verkommene die KöSt in Österreich langsam, aber sicher zur "Bagatellsteuer", so AK-Direktor Werner Muhm und AK-Steuerexperte Otto Farny. Zur Illustration: Im Jahr 2001 lag das KöSt-Aufkommen noch bei 6,2 Mrd. Euro - also fast doppelt so hoch.

"Völliger Irrweg"

Frühere Verlustbeteiligungsmodelle seien nur in Höhe der eingegangenen Beteiligung steuerlich erlaubt worden. Die Gruppenbesteuerung, mit der Gewinne inländischer Firmenteile und Verluste ausländischer Töchter - egal, wo auf der Welt - gegenverrechnet werden können, kenne keine Limits. Farny: "Aus Sicht der Unternehmen ist das höchst interessant, aus Sicht der Volkswirtschaft ist das ein völliger Irrweg."

Die AK erwartet "skurrilste" Unternehmenskonstruktionen, nur um die Segnungen der Gruppenbesteuerung ausnutzen zu können. Absehbar sei auch, dass auf Landesebene Gewinn bringende Energieversorger mit Verlustquellen wie Spitälern unter ein Holdingdach geführt werden, um der Körperschaftssteuer zu entgehen. (miba, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18./19.12.2004)