Khartoum/Wien - Claas Morlang war tagelang im Westsudan und im Tschad unterwegs. Und die Nachrichten, die der Mitarbeiter des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) aus der beinahe schon wieder in Vergessenheit geratenen Krisenregion Darfour bringt, sind alles andere als hoffnungsvoll: "Wir erreichen jetzt zwar alle Flüchtlinge mit Versorgungsgütern, aber deren Lage ist immer noch sehr schlecht", so Morlang im STANDARD-Telefoninterview.

Besonders Frauen litten sehr. Als Folge systematischer Vergewaltigungen durch die von Khartoum protegierten arabischen Reitermilizen, die seit einem Jahr offensiv versuchen, die schwarzafrikanische Bevölkerung Darfours zu vertreiben, ist die Geburtenrate angestiegen. "Es wurden schon erwürgte Neugeborene gefunden, weil vergewaltigte Frauen in islamischen Gesellschaften kein Verständnis finden. Wir versuchen in Lagern jetzt, eigene Bereiche für sie zu schaffen", so Morlang.

Eine dieser Frauen ist Fatma. Die 15-Jährige wurde stundenlang von Mitgliedern der so genannten Janjaweed-Milizen vergewaltigt. Als sie schwanger wurde, habe sie ihr Vater aus dem Haus werfen wollen, sagte sie der BBC. Sie konnte nur mit Mühe bleiben. "Jetzt reden die Nachbarn über mich. Sie sagen, ich sei ein schlechtes Mädchen, weil ich dieses Janjaweed-Kind habe. Ich schäme mich. Aber ich gebe mein Baby nicht her." Derzeit sind nach UNHCR-Angaben 2,27 Millionen SudanesInnen auf der Flucht - in Darfour oder im angrenzenden Tschad. Eine absehbar schlechte Ernte aufgrund der kurzen Regenzeit wird ihre Lage weiter verschärfen. 300.000 Menschen sind allein seit Februar 2003 an Hunger gestorben. Friedensgespräche im nigerianischen Abuja haben bisher nichts gebracht. Die 1000 Friedenssoldaten der Afrikanischen Union können in dem Land von der Dimension Frankreichs kaum etwas ausrichten. Jeden Tag gibt es neue Janjaweed-Übergriffe. (pra)