Wien - Für die OMV gibt es eine Weihnachtsbescherung: Die Kapitalerhöhung um drei Millionen Jungaktien sowie die Wandelanleihe brachten mehr Geld als erwartet. 1,207 Mrd. Euro fließen dadurch in die Kassen des heimischen Mineralölkonzerns, erklärte OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttensdorfer am Freitag. Erstmal wird damit die Mehrheit im Streubesitz sein, da die beiden Haupteigentümer ÖIAG und IPIC bei der Kapitalerhöhung nicht mitzogen. Ihr Anteil verringert sich so auf 49,1 Prozent, 50,9 Prozent befinden sich jetzt im freien Handel.

Das Geld wird die OMV gut brauchen können: einerseits um die nunmehr abgeschlossene Übernahme von 51 Prozent der rumänischen Petrom, die 1,5 Mrd. Euro kostet, refinanzieren zu können. Andererseits weil zur Modernisierung der Petrom in den nächsten "drei bis fünf Jahren jährlich 300 bis 400 Mio. Euro" fließen werden, sagte Ruttensdorfer. Anfangs sollen die Investitionen sowohl in die Produktion als auch in das Tankstellennetz gehen, später mehrheitlich in die Erneuerung von Exploration und Produktion, um die Produkte der Petrom-Raffinerien auf den strengeren Euro-2009-Standard zu bringen, den sie derzeit noch nicht erreichen.

"Eindeutiger" Marktführer im Donauraum

Mit der Petrom-Übernahme hat sich Ruttensdorfer quasi in die Zukunft katapultiert: Denn mit der schlagartigen Ausweitung der Produktionskapazitäten von 120.000 auf 320.000 Fass täglich und des internationalen Tankstellennetzes auf nunmehr 2400 Verkaufsstellen ist die OMV dort, wo sie bis 2008 sein wollte, erklärte Ruttensdorfer. Im Donauraum sei man nunmehr eindeutig Marktführer und halte 18 Prozent Marktanteil, 20 Prozent sei das Ziel.

Ruttensdorfer erklärte, weitere kleinere Akquisitionen nicht ausschließen zu wollen, jedoch kein Interesse an einer Ausweitung des Zehn-Prozent-Anteils an der ungarischen MOL zu haben, da dies keine Stimmrechte bringe. Konform mit der guten Gewinnentwicklung 2004 schließt er eine höhere Dividende "nicht aus". 2005 rechne er mit einem Ölpreis von 30 Dollar, also deutlich unter dem derzeitigen Niveau. Großes Wachstum sieht er bei Erdgas, dem "Energieträger der Zukunft". Alleine die in Österreich derzeit geplanten Gaswerke würden rund eine Milliarde Kubikmeter zusätzliche Nachfrage erzeugen; das derzeitige OMV-Volumen liegt bei rund sieben Mrd. Kubikmeter. (Helmut Spudich, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18./19.12.2004)