Pau - Ein vermutlich geistesgestörter Täter hat in der Psychiatrie der südfranzösischen Stadt Pau eine Krankenschwester geköpft und eine weitere erstochen. Die Bluttat in der Nacht auf Samstag hat die französische Öffentlichkeit schockiert. Gesundheitsminister Philippe Douste-Blazy setzte am Sonntag einen Krisenrat zur Welle der Gewalt in Kliniken ein und kündigte stärkere Sicherungsmaßnahmen an. Der Täter konnte am Wochenende noch nicht ausgeforscht werden.

Die Schwestern hatten Nachtwache in einem Pavillon der Psychogeriatrie mit 21 Alzheimer-Patienten, als der Mörder kam. Ihre Leichen wurden erst am Morgen gefunden. Die enthauptete Frau lag im Pausenraum, die andere wurde in einer Blutlache mit Messerstichen im Hals auf dem Flur gefunden. Als Tatwerkzeug wird ein Säbel oder Haumesser vermutet. Beide Opfer waren Mütter um die 40. "Jetzt kommt Weihnachten, und die Kinder haben keine Mutter mehr", sagte eine Kollegin fassungslos. "Das hätte uns allen passieren können." Ein Klinikmitarbeiter erklärte: "Das ist schlimmer als ein Horrorfilm."

Leiter vermutet, das Drogen oder Alkohol im Spiel waren

Blutspuren zeigen, dass der Täter ein Fenster einschlug, um durch den Klinikpark zu entkommen. Die Tat sei das Ergebnis einer Psychose mit völligem Delirium oder von einem Menschen im Griff von Drogen oder Alkohol begangen worden, sagte der Leiter der Psychiatrie von Cadillac, Paul Bonnan. "Fast täglich werden Helfer von Patienten attackiert." Die Zunahme der Gewalt hänge mit dem Zerfall familiärer Bindungen, sozialem Absturz und Hoffnungslosigkeit zusammen. Die Gewerkschaften machten die Regierung für diese Tendenz mitverantwortlich. Viele Patienten würden zu früh entlassen, für die Betreuung fehle Geld.

Die Polizei nahm am Samstag fünf Tatverdächtige fest. Vier sind Alkoholiker zwischen 30 und 40 Jahren, die nachts bei der Polizei angerufen und von einer Gewalttat gesprochen hatten. Der fünfte Mann war kürzlich aus der Klinik entlassen worden. Doch einen konkreten Tatverdacht gibt es offenbar nicht. Am Sonntag sagte Staatsanwalt Eric Maurel, dass die fünf Männer wieder freigelassen wurden.

In der überbelegten Psychiatrie mit 460 Betten und einer Ambulanz sind etwa 1200 Menschen beschäftigt, darunter etwa 40 Ärzte und Psychiater. Douste-Blazy sprach am Tatort mit Pflegern und Angehörigen der Opfer. Der Minister, der selbst Arzt ist und Klinikleiter war, gestand einen "gewaltigen Rückstand" in der Psychiatrie ein. Er werde per Gesetz für mehr Sicherheit sorgen. (APA/dpa)