Den Haag - Der niederländische Außenminister und amtierende EU-Ratsvorsitzende Ben Bot hat die in Frankreich und Österreich angekündigten Referenden über einen EU-Beitritt der Türkei als "nicht sehr gerecht" kritisiert. Das sei so, als stelle jemand während des Fußballspiels die Torpfosten um. "Wir haben den Türken niemals, weder 1999 noch 2002, gesagt, dass nach dem Prozess ein Referendum kommt", sagte Bot am Sonntag im niederländischen Fernsehen. "Ich finde, wir sollten fair sein." Ein Beitritt der Türkei hänge davon ab, ob das Land die Auflagen der EU umsetze.

Bot, ehemaliger Botschafter seines Landes in der Türkei, bezeichnete einen EU-Beitritt der Türkei als "Bereicherung". Es gebe allerdings die "große Möglichkeit", dass die Türkei schließlich doch kein Mitglied der EU werde - "und das ist keine angenehme Idee für mich".

Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) hatte beim EU-Gipfel eine Volksabstimmung über den Beitritt der Türkei zur Europäischen Union angekündigt. "Es ist wichtig, dass am Ende dieses Prozesses das österreichische Volk das Sagen haben wird, nicht nur das Parlament", hatte Schüssel am Freitag zum Abschluss des EU-Gipfels in Brüssel gesagt. (APA)