"Fremde Feder" ist eine Kolumne auf derStandard.at für KommentatorInnen von außen. Caspar Einem, ehemaliger Wissenschafts-, Verkehrs- und Innenminister ist derzeit Europasprecher der SPÖ und Vorsitzender des Bundes sozialdemokratischer AkademikerInnen.

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"... Und die besten Wünsche für die bevorstehenden Feiertage und einen guten Rutsch!" ist – vergleichsweise – die laizistische Form der vorweihnachtlichen Wünsche. Natürlich kann es auch "Gesegnete Weihnachten und ein gutes Neues Jahr" heißen. Und auch das ist bloß ein Wunsch unter denen, die Weihnachten feiern bzw. erleiden. Aber all die in unserem Land, die mit Weihnachten nichts am Hut haben, weil sie nicht Katholiken, Protestanten oder Orthodoxe sind, auch die kommen Weihnachten nicht aus.

Es gibt keinen Ort in Österreich, der nicht im Zeichen Weihnachtens stünde, keine Einkaufsstrasse, in der nicht Lichterschmuck und entsprechende Wünsche heim oder besser in die Geschäfte leuchten. Hierzulande kommt man dieser christlichen Tradition nicht aus. Das ganze Land, alle Menschen, unabhängig davon ob bzw. was sie glauben, werden in dieses Ritual hinein gezogen.

Haben Sie sich so die Trennung von Kirche und Staat vorgestellt? Das sei bloß Ausdruck der dominanten christlich-abendländischen Kultur? Aber: haben wir vergessen, dass es hier schon immer mehr als bloß eine Religion gegeben hat? Die vollständige Durchdringung des Landes, der Gesellschaft mit diesem christlichen Fest erinnert in Wahrheit doch eher an die Gegenreformation, als es darum ging, die eine Heilslehre als einzige durchzusetzen. Zumindest wenn und insoweit dieser vorweihnachtliche Ausrichtung mit Christentum und Kirche zu tun hat.

Es spricht allerdings auch manches dafür, dass dieser Zusammenhang nicht mehr sehr eng ist. Wie anders wäre zu erklären, dass auch jetzt, im christlichen Österreich, kurz vor Weihnachten davon die Rede ist, dass das Asylrecht verschärft werden müsse? Maria und Josef ganz vergessen? Oder nur daran gedacht, dass diese Flüchtlinge damals bloß in einem Stall Unterkunft finden konnten? Vielleicht sollten wir zumindest entweder das eine oder das andere ernst nehmen. Wirklich trennen – so dass auch die verschont bleiben, die es stört. Oder wirklich auch inhaltlich ernst nehmen.