Wien - Wer 20.000 Euro auf dem Sparbuch hat, konnte bisher davon ausgehen, dass er bei einer Pleite seiner Bank sein gesamtes Geld zurückbekommt. Das ändert sich, wenn am Dienstag der Ministerrat die Neuregelung der Einlagensicherung beschließt.

In Zukunft soll bei Einlagen von bis zu 30.000 Euro ein 10-prozentiger Selbstbehalt zum Tragen kommen, nur mehr 7.000 Euro sollen zur Gänze abgesichert sein. Der maximale Selbstbehalt soll 2.300 Euro betragen. Die Konsumentenschützer der niederösterreichischen Arbeiterkammer (AKNÖ) kritisieren die geplante Selbstbehaltregelung als "konsumentenfeindlich".

"Von dieser Maßnahme sind vor allem jene betroffen, die ohnehin auf jeden Cent schauen müssen und nur mit Müh und Not für Notfälle vorsorgen können. Sie können nicht so einfach auf 10 Prozent verzichten", so AKNÖ-Präsident Josef Staudinger in einer Presseaussendung vom Montag.

Nach Angaben der Österreichischen Nationalbank (OeNB) hätten 84 Prozent aller Spareinlagen einen Betrag bis 10.000 Euro, weitere 12 Prozent einen Betrag bis 20.000 Euro.

Überwiegender Teil der Sparer betroffen

"Für den überwiegenden Teil der Sparer, die eine sichere Veranlagung suchen, würde die Neuregelung eine Schlechterstellung bedeuten", betont Staudinger. Es reiche nicht aus, nur die Guthaben bis 7.000 Euro zu schützen

"Wir fordern, dass für private Sparer bis 20.000 Euro gar kein Selbstbehalt eingeführt wird und erst der darüber liegende Anteil bis 30.000 Euro einem Selbstbehalt von 10 Prozent unterworfen wird", so der AKNÖ-Chef.

"Wer denkt, dass die 'Stückelung' höherer Einlagen in mehrere Sparbücher beim selben Kreditinstitut zu je 7.000 Euro ein Ausweg sein könnte, irrt." Denn bei der Bemessung des Selbstbehalts würden alle Guthaben des jeweiligen Sparers bei der vom Konkurs betroffenen Bank addiert.

Wer auf Nummer sicher gehen will, müsse also zähneknirschend das Ersparte auch zu Banken und Sparkassen tragen. Die aber würden vergleichsweise weniger Zinsen hergeben oder weit höhere Spesensätze verrechnen.

Unseriöse Anlageberater profitieren

"Damit bereitet man den Weg dafür auf, dass Kunden wieder zum Opfer unseriöser Anlageberater werden", meint AKNÖ-Bankexperte Ernst Hafrank und fügt hinzu: "Viele werden sich denken: Wenn mein Geld ohnehin nicht 100-prozentig gesichert ist, kann ich auch gleich ein Spekulationsrisiko eingehen - mit der Chance auf höheren Zinsertrag."

Die Pläne des Finanzministers könnten auch dazu führen, dass Konsumenten ihr Geld im Ausland veranlagen, da Direkt-online-Banken meist höhere Zinsen anbieten - wenn auch bei höheren Kontospesen. Die Einlagensicherung ist jedoch EU-weit nicht einheitlich geregelt.

So sei etwa das deutsche System nicht klar auf den einzelnen Anleger herunterzubrechen und daher undurchsichtiger. Diese Informationen seien den österreichischen Konsumenten aber so gut wie nie zugänglich, so Hafrank. (APA)