Wien - Die Stabilität des heimischen Finanzmarktes ist im letzten Halbjahr gestiegen. Nur bei den privaten Haushalten kam es zu einer leichten Erhöhung der Verschuldung und einer Zunahme der privaten Konkurse. Banken, Versicherungen und Unternehmen sehen sich dagegen einer verbesserten Gewinnsituation gegenüber, die Wiener Börse erscheint fair bewertet und am Immobilienmarkt ist die "Erschwinglichkeit" gut geworden.

Zu diesem Ergebnis kommt die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) in ihrem aktuellen halbjährlich publizierten Finanzmarktstabilitätsbericht, der amMontag in Wien präsentiert wurde.

Für OeNB-Direktor Josef Christl ergibt sich "in Summe ein positives Bild" der Finanzmarktstabilität in Österreich. Begünstigt worden sei die Risikosituation durch das verbesserte konjunkturelle Umfeld, die Festigung des Wirtschaftsaufschwungs auch in Österreich und den neuen EU-Mitgliedsstaaten sowie - für Österreich besonders wichtig - die weltweit niedrigen Zinsen, aber auch durch die dynamische Kursentwicklung an der Wiener Börse.

Drei Risiken

Drei Risiken sieht Christl derzeit als wesentlich für die weitere Stabilität an: die hohen Ölpreise, die sich sowohl auf Unternehmen und Haushalte belastend auswirken könnten, den Euro/Dollar-Wechselkurs mit Implikationen auf die Exportwirtschaft und die Gefahr eines abrupten Zinsanstieges, der wegen des hohen Leistungsbilanzdefizites von den USA ausgehen könnte.

Die steigende Verschuldung der privaten Haushalte - sie stieg im ersten Halbjahr auf 79,9 Prozent der verfügbaren Einkommen - hängt laut OeNB-Volkswirt Peter Mooslechner in erster Linie mit dem niedrigen Wachstum der verfügbaren Einkommen zusammen.

Durch die Steuerreform 2005 sollte die Verschuldung wieder zurückgehen oder sich gedämpft entwickeln. Eine weitere Ursache liegt in der Aufwertung des Schweizer Franken, was die Franken-Kredite verteuerte. Mooslechner schließt auch "Verzerrungen" durch die jüngste Datenrevision nicht aus. Die Zahl der Privatkonkurse stieg im ersten Halbjahr auf 2.739 von 2.071 im ersten Halbjahr 2003.

Verbesserte Ertragssituation für Banken

Die Kosten- und Ertragssituation der österreichischen Banken hat sich im letzten Halbjahr verbessert. Das kumulierte Betriebsergebnis wächst zwischen 8 und 10 Prozent, vor allem wegen der höheren Beteiligungserträge und einem besseren Provisionsgeschäft.

Auch das Zinsgeschäft als wesentlicher Teil des Betriebsergebnisses sollte zumindest wieder ein leichtes Wachstum haben, bleibt aber laut Christl eines der Sorgenkinder der österreichischen Banken und Aufseher.

Mit 2,35 Prozent liege die Zinsmarge im internationalen Vergleich niedrig. 2001 sei sie noch bei 3,2 Prozent gelegen. Die Rückentwicklung sei ein Ausfluss der starken Wettbewerbssituation. "Eine Gegenentwicklung wäre erfreulich", so Christl.

Effizienz gestiegen

Die Effizienz haben die Banken deutlich steigern können. Die Kosten-Ertrags-Relation (Cost-Income-Ratio/CIR) sei in zwei Jahren von über 70 Prozent auf unter 66 Prozent gefallen. Das sei zwar erfreulich, aber im internationalen Vergleich noch immer relativ hoch. Die Betriebserträge seien rascher gewachsen als die Aufwendungen, so Christl, auch die Börseentwicklung habe sich günstig ausgewirkt.

Die im internationalen Vergleich niedrige Rentabilität der Banken (Verhältnis Ergebnis nach Steuern zu Bilanzsumme - Return On Assets/ROA) hängt laut Christl mit drei Gründen zusammen: einmal dem starken inländischen Wettbewerb, die hohen Aufwendungen für Personal und Bankstellen und der durch das vergleichsweise starke Intrabankengeschäft aufgeblähten Bilanzsumme.

Die besten Werte erzielen hier die Banken in Ungarn, Finnland, der Slowakei und Tschechien mit Werten zwischen knapp 1,6 Prozent bis gut 1,2 Prozent. Die Gesamtrentabilität der österreichischen Banken liegt bei 0,4 Prozent. (APA)