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Der Herr Verteidigungsminister in seinem Element: Donald Rumsfeld erklärt Journalisten bei einer Pressekonferenz die Finessen amerikanischer Kriegsführung.

Foto: REUTERS/Kevin Lamarque
Trotz oder vielleicht gerade wegen der ständig zunehmenden Kritik an Donald Rumsfeld hat sich das Weiße Haus hinter den umstrittenen Verteidigungsminister gestellt. US-Präsident George W. Bush meinte am Montag bei seiner Bilanzpressekonferenz zum Ende dieses Jahres, Rumsfeld leiste gute Arbeit in einem "komplexen Job", und er freue sich darauf, "weiter mit ihm zu arbeiten". Auch zwei der einflussreichsten republikanischen Senatoren wollen Rumsfeld wenigstens noch eine Zeit lang im Amt sehen. John Warner, der mächtige Vorsitzende des Streitkräfteausschusses, ist der Ansicht, ein Führungswechsel im Pentagon könnte angesichts der kommenden Wahlen im Irak zu gefährlich sein; auch Richard Lugar, Vorsitzender des außenpolitischen Ausschusses, warnt vor der "Qual", gerade jetzt einen Nachfolger für Rumsfeld finden zu müssen. Rumsfeld solle nicht aus der Verantwortung entlassen werden und einstweilen noch im Amt verbleiben. Beide Senatoren meinten aber auf NBCs "Meet the Press", dass Rumsfeld sich eine ganze Reihe von Fehlentscheidungen im Irakkrieg vorhalten lassen müsse. Andere republikanische Senatoren, so der populäre John McCain oder Chuck Hagel, hatten Rumsfeld in der vergangenen Woche stark kritisiert; auch der ehemalige Fraktionsführer Trent Lott ist der Ansicht, Rumsfeld solle in absehbarer Zeit zurücktreten: "Ich bin kein Fan von Verteidigungsminister Rumsfeld", meinte Lott, "ich glaube, dass er viel zu wenig auf seine Militärberater hört." Einen Schlag unter die Gürtellinie erhielt Rumsfeld vom neokonservativen Ideologen Bill Kristol vom Weekly Standard, der ihn öffentlich auffordert, nach den Wahlen im Irak Ende Jänner seinen Hut zu nehmen. Kristol dementierte Gerüchte, seine Attacken seien insgeheim vom Weißen Haus gelenkt gewesen.

Im Kreuzfeuer Unter den Demokraten sind es in erster Linie die Senatoren Carl Levin und Joseph Biden, die nicht nur den Verteidigungsminister, sondern auch Bush ins Kreuzfeuer nehmen. Beide erklärten, die Vereinigten Staaten hätten es verabsäumt, Angebote von Frankreich, Deutschland und anderen Nationen zum Training von irakischen Soldaten anzunehmen. Biden erzählte, Präsident Hosni Mubarak habe ihm klar und deutlich gesagt, Ägypten könne "noch viel mehr Irakis trainieren, aber eure Regierung fragt mich ganz einfach nicht". Rumsfeld lieferte seinen Gegnern nun noch einen weiteren Grund zur Kritik: Nachdem sich herausstellte, dass das Pentagon für die Kondolenzbriefe an die Familien von im Irak gefallenen Soldaten eine Unterschriftsmaschine verwendet hatte, beteuerte Rumsfeld in einem Schreiben an die Militärzeitschrift Star and Stripes, er werde von nun an alle derartigen Briefe persönlich unterzeichnen.

Senator Hagel meinte, der Umstand, dass Rumsfeld die Briefe nicht persönlich unterzeichne, sei "erstaunlich" und ein weiteres Zeichen dafür, wie herablassend sich die Pentagonführung verhalte. (DER STANDARD, Printausgabe, 21.12.2004)