
Seltene Aufnahme eines einzigartigen Fundes in der französischen Höhle Chauvet: Die vor gut 25.000 Jahren entstandenen und damit ältesten Malereien der Menschheit.
Regelmäßig betraten Menschen Chauvet zuletzt in der Eiszeit. Dinos waren schon ausgestorben, aber die Menschen arbeiteten noch mit Feuersteinen, als vor etwa 24.000 Jahren ein Felssturz den bis dahin freien Eingang versperrte. So wurde Chauvet ein Paradies für Forscher: Hier stand die Zeit still. Jean-Marie Chauvet entdeckte die Höhle im Dezember 1994. Er wurde alsdann ihr Namensgeber.
Sein Fund erweckte internationales Aufsehen, die französische Regierung beauftragte ein Team von 30 Forschern aus verschiedenen Disziplinen, die Höhle zu erkunden. Selbst diese dürfen nur zweimal im Jahr für zwei Wochen hinein. Obwohl die Arbeit in der kalten, sauerstoffarmen Höhle anstrengend und aufwändig ist, schwärmt die 39-jährige Kunsthistorikerin Valéri Feruglio: "Wir haben schon Bilder von Chauvet gesehen, aber die Realität ist viel, viel beeindruckender."
Vierzehn verschiedene Tierarten sind abgebildet, Bilder von Menschen gibt es nicht. Die Zeichnungen von Löwen, Mammuts, Pferden, Pantern, Rhinozerossen, Eulen und Bären sind mehr als nur symbolische Abbildungen. "Diese Tierbilder sind lebendig - jedes hat ein Eigenleben, es gibt Bewegung, sie erzählen eine Geschichte", erzählt Feruglio. Die Malereien, in Komposition, Perspektive, Schattierungen sowie anatomischen Kenntnissen einzigartig, waren in zwei Abschnitten zwischen 32.000 und 23.000 v.Chr. entstanden. Feruglio fand heraus, dass die Künstler die Wände mit der Hand reinigten, bevor sie sie bemalten. Sie waren also nicht nur an der einfachen Abbildung interessiert, sondern auch an Qualität.
Besonders verwundert hat die Forscher der "Bärenaltar": In der Mitte der so genannten Bärenkaverne, in einer niedrigen Nische voller Stalaktiten, thront ein Bärenschädel auf einem herabgefallenen Stein. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts vermutete man, dass es in der Vorgeschichte dortiger Menschheitskultur einen Bärenkult gab, danach gab man diesen Gedanken auf. Jetzt müsse man darüber wieder ernsthaft nachdenken, erklärt Archäologe Philippe Fosse.