Moskau/Houston - Die russische Ölfirma Surgutneftegas steckt einem Zeitungsbericht zufolge hinter dem Kauf der größten Produktionstochter des Konkurrenten Yukos. Nach Angaben der russischen Tageszeitung "Gaseta" (Dienstagausgabe) bestehen zwischen Surgutneftegas und dem bis zu der Versteigerung am Sonntag unbekannten Bieter Baikalfinansgroup enge Beziehungen. Die Chefin von Baikalfinansgroup, Walentina Dawletgarejewa, sei Mitbesitzerin einer Filiale von Surgutneftegas. Eine Führungskraft von Surgutneftegas, Igor Minibajew, habe Dawletgarejewa auch zu der Auktion begleitet.

Bei der Suche nach den Hintermännern von Baikalfinansgroup sei es "logisch, anzunehmen, dass es Surgutneftegas ist", schrieb die "Gaseta" weiter. Der Konzern habe mehrere Unternehmensteile in Twer, wo Baikalfinansgroup am 6. Dezember vor der Versteigerung angemeldet wurde. Das Unternehmen verfüge zudem über liquide Mittel in Höhe von "sechs bis acht Milliarden Dollar".

"Freundschaftliche Beziehungen" zur Regierung

Von der Zeitung zitierte Experten gaben an, Surgutneftegas unterhalte freundschaftliche Beziehungen zur Regierung von Präsident Wladimir Putin. Es sei darum vorstellbar, dass der neue Eigentümer von Yuganskneftegas die Yukos-Tochter an den halbstaatlichen Gasprom-Konzern weiterreichen könnte, der in den vergangenen Tagen immer wieder als Interessent im Gespräch war.

Yukos droht mit Schadenersatzklagen

Yukos hat indes nach der Zwangsversteigerung seines Kernbereiches mit Schadenersatzklagen gedroht. Die Versteigerung von Yuganskneftegas verstoße gegen die von einem US-Gericht verhängte einstweilige Verfügung gegen die Fortsetzung des Konkursverfahrens, teilte der Konzern am Montag mit.

Yukos werde Schadenersatz fordern in Zusammenhang mit einem Schaden in der Höhe von mehr als 20 Milliarden Dollar (14,9 Mrd. Euro), der entstehe, wenn der Aktienverkauf abgeschlossen werde. "Das Unternehmen wird Schadenersatz von jeder dritten Partei fordern, die an dem Verkauf, der Finanzierung des Verkaufs und jeder Transaktion in Zusammenhang mit dem Aktienwert beteiligt ist."

Zuschlag für Baikalfinansgroup

Die russische Regierung hatte am Sonntag ungeachtet der einstweiligen Verfügung Yuganskneftegas versteigern lassen, um einen Teil der rund 20 Milliarden Euro umfassenden Steuerschulden aus den Jahren 2000 bis 2003 von Yukos abzudecken. Baikalfinansgroup hatte auf der Auktion in Moskau für umgerechnet 7,03 Milliarden Euro den Zuschlag für gut drei Viertel von Yuganskneftegas erhalten. Die Versteigerung fand statt, obwohl ein Konkursgericht im texanischen Houston noch am Samstagabend erneut den Aufschub der Zwangsmaßnahme verfügt hatte. Yukos-Mehrheitsaktionär Menatep kündigte rechtliche Schritte gegen den Käufer an. Die Regierung in Moskau hatte erklärt, sie sei nicht an US-Recht gebunden. (APA/Reuters)