Mit einer übergezogenen Dracula-Maske und einer zumindest täuschend echt aussehenden Spielzeugpistole erschreckte Sergiusz P. (29) am 6. Oktober die Kassierin im Cine Center in der Wiener Innenstadt. "Ich hab' mir zuerst gedacht, was ist denn der für ein Scherzkekserl. Weil bei uns gehen ja einige halblustige Leut' aus und ein", erinnerte sich die im alt eingesessenen Kino beschäftigte Frau im Straflandesgericht. Der Maskierte war aber kein verspäteter Halloween-Besucher, sondern entpuppte sich als Räuber.

Er schrie nämlich sogleich "Überfall!" und kam mit seiner Waffe dem Hals der gerade mit der Abrechnung betrauten Angestellten nahe. Die Beute belief sich immerhin auf 2.000 Euro. Festgenommen wurde der Räuber aus purem Zufall: Als er am nächsten Tag in einem Hotel randalierte, wurde die Polizei gerufen und interessierte sich dafür, wie der an sich Unterstandslose zu so viel Geld gekommen war.

Er habe Geld für Kokain und Schlaftabletten benötigt, erklärte Sergiusz P. nun einem Schwurgericht (Vorsitz: Gerhard Pohnert). Die Maske habe er eigentlich seinem zwölfjährigen Bruder zum Halloween-Fest gekauft, diesen aber nicht mehr getroffen. Auch die Spielzeugpistole sei für den Buben bestimmt gewesen. Ob es sich bei der Waffe in Wahrheit nicht um eine echte handelte, konnte nicht mehr festgestellt werden: Als die Handschellen klickten, hatte sich der Räuber bereits von ihr getrennt.

Vier Jahre Haft

Das Gericht verhängte über den bisher unbescholtenen und geständigen Mann unter Anwendung des außerordentlichen Milderungsrechts vier Jahre unbedingte Haft. Er war damit einverstanden. Staatsanwalt Michael Leitner gab vorerst keine Erklärung ab, das Urteil ist daher nicht rechtskräftig.

Gegen Sergiusz P. war der Verdacht im Raum gestanden, zwei Tage vor der inkriminierten Tat bereits das ebenfalls in der Innenstadt gelegene Actors Studio ausgeraubt zu haben. Mit diesem Kino-Überfall habe er nichts zu tun, beteuerte er. Und der als Zeuge vernommene Angestellte erkannte in ihm auch nicht den Räuber wieder, dem 2.300 Euro in die Hände gefallen waren. (APA)