Graz/Wien - In der Arlberg-Region sind zu Kriegsende zahlreiche Kisten mit Gold und anderen Wertgegenständen versteckt worden. Diese stammten offenbar aus dem so genannten "Gold-Zug", einem Transport, bei dem in den letzten Kriegswochen geraubtes Vermögen ungarischer Juden nach Österreich gebracht worden war. Der Grazer Filmemacher Norbert Prettenthaler hatte 1996 unter dem Titel "Die goldene Stadt" eine Dokumentation über den "Goldzug" gedreht. Im Gespräch mit der APA schilderte er die Geschichte des kostbaren Transportes.

Die von den ungarischen Juden geraubten Vermögenswerte waren 1944 zunächst in einer Bank in Budapest eingelagert worden. Als die sowjetische Armee der ungarischen Hauptstadt näherrückte, wurden diese Wertsachen zunächst an der österreichischen Grenze in Brennbergbanya (Brennberg) in Stollen eingelagert und dann in einem Zug und rund 20 LKW nach Hopfgarten in Tirol gebracht.

Auseinandersetzungen

In Tirol kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den ungarischen Kommandanten des Transports über das weitere Vorgehen. Während Arpad Toldi, der Leiter der Verwaltung für jüdisches Vermögen, mit einem Teil der Wertsachen in die Schweiz entkommen wollte, sprachen sich andere Offiziere für eine Übergabe an die US-Armee aus. Der Zug selbst wurde schließlich der US-Armee übergeben und geriet später in die Hände der Franzosen, als diese die Besatzung von Tirol und Vorarlberg übernahmen.

Toldi entkam offenbar mit einem Teil des Goldes nach Vorarlberg und tauchte nach Kriegsende unter - laut Gerüchten trat er der französischen Fremdenlegion bei. Auf der Flucht soll er zahlreiche Kisten in Vorarlberg versteckt oder vergraben haben. Prettenthaler stieß bei seinen Recherchen dazu allerdings auf viel Schweigen und Ablehnung in der örtlichen Bevölkerung - sollen doch einige Familien nach dem Krieg plötzlich "über ihre Verhältnisse gelebt" haben.

Mehrere Male von Einheimischen geplündert

Der Wertsachen des Goldzuges kamen auch nach dem Krieg nicht an jene Menschen zurück, von denen sie geraubt worden waren. Der Transport war bereits auf seinem Weg durch Österreich mehrere Male von Einheimischen geplündert worden - später dann auch von Mitgliedern der amerikanischen und französischen Armee. Frankreich erstattete Ungarn zwar nach dem Krieg einen Teil des Goldes zurück, dieses wurde dort allerdings nicht den Überlebenden zurückgegeben, sondern eingeschmolzen. Über den Weg der anderen Wertgegenstände, die in französische Hände gelangten, gibt es laut Prettenthaler kaum Informationen: Frankreich hat die Akten bis zum Jahr 2046 unter Verschluss gestellt.

Die spätesten Hinweise auf das Vermögen aus dem "Gold-Zug" stammen nach Schilderung des Filmemachers aus den fünfziger Jahren: 1954 wurden in Innsbruck mehrere Personen im Zusammenhang mit Wertsachen aus dem Transport verhaftet. Die von ihnen konfiszierten Gegenstände wurden anschließend am Landesgericht Innsbruck versteigert. (APA)