Die Zahl der Verkehrstoten wird heuer zwar einen Tiefststand erreichen, beim Kuratorium für Verkehrssicherheit ist man dennoch besorgt: Heuer steigt die Zahl der getöteten Fußgänger deutlich an. Das Ziel einer Halbierung der Opferzahlen im Verkehr rückt in weite Ferne.

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Othmar Thann ist ein wenig im Zwiespalt. Einerseits wird heuer die Zahl der Verkehrstoten auf den tiefsten Stand seit Jahrzehnten sinken, gab der Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV), am Dienstag bei einer Pressekonferenz bekannt. Andererseits wird diese gute Nachricht für Thann aber getrübt: denn die Zahl der getöteten Fußgänger ist heuer deutlich gestiegen, und vom Ziel, die Zahl aller Verkehrstoten bis 2010 zu halbieren, ist man weiter denn je entfernt.

875 Menschen werden voraussichtlich bis Ende 2004 auf den Straßen umkommen, hat man beim KfV hochgerechnet. Im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um sechs Prozent. Besonders die Autoinsassen haben eine höhere Überlebenschance, zeigt die Schätzung, die mittels einem neuartigen Rechenmodell erstellt wurde: mit 475 Toten liegt der Wert um über 14 Prozent unter jenem des Jahres 2003.

Während unter anderem die Fortschritte in der Fahrzeugtechnik zu weniger Toten führen, ist das Risiko für Fußgänger merklich gestiegen. 145 Menschen, um zehn Prozent mehr als im Vorjahr, starben auf den Straßen. Jedes vierte Opfer ist ein Kind.

Verkehrssicherheitsziel verfehlt

Bedenklich ist für KfV-Direktor Thann vor allem aber auch das Verfehlen des Verkehrssicherheitsziel. Das im Jahr 2002 beschlossene Verkehrssicherheitsprogramm sieht eigentlich vor, bis 2010 die Zahl der Verkehrstoten zu halbieren. Auch wenn seit damals jährlich weniger Menschen im Verkehr sterben, klafft zwischen Ist- und Soll- Wert eine Lücke, die Jahr für Jahr größer wird.

Logische Konsequenz für den KfV: Bereits geplante gesetzliche Maßnahmen müssen so schnell wie möglich umgesetzt werden. Sieben Punkte sind es, die dem Kuratorium besonders dringlich scheinen, darunter die Einführung des Punkteführerscheins, die Winterreifenpflicht von Oktober bis Ostern oder die Verpflichtung zu Licht am Tag.

Temposünder

Da ein Drittel aller tödlichen Unfälle im Zusammenhang mit überhöhter Geschwindigkeit steht, ist Thann auch die hohe Toleranzgrenze für Temposünder ein Dorn im Auge - je nach Bezirk kann man bis zu 15 km/h zu schnell fahren, ehe die Exekutive tätig wird. Er verlangt eine österreichweit einheitliche Regelung, ab welcher Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit gestraft wird. (moe/DER STANDARD; Printausgabe, 22.12.2004)