Wien - Der deutsche Billigflieger Germanwings, der seit zwei Jahren von Köln (dreimal täglich) und seit dem Vorjahr von Stuttgart (zweimal täglich) Wien anfliegt, bleibt trotz des Ölpreises bei den Kampfpreisen ab 19 Euro inklusive Gebühren.

Germanwings-Marketing-Chef Andreas Bierwirth sagte am Dienstag vor Journalisten in Wien, man habe zwar über Kerosinzuschläge nachgedacht, doch dann sank der Ölpreis wieder und die Überlegung wurde ad acta gelegt. Man steuere die Kosten über die Anzahl der 19 Euro Tickets.

Statt 15 Prozent gebe es auf einen Flieger eben nur zwölf Prozent davon. Den durchschnittlichen Ticketpreis bezifferte Bierwirth mit 60 bis 80 Euro. Zehn bis 20 Prozent werden um über 150 Euro verkauft. Das teuerste Ticket kostet 310 Euro.

Essen nur gegen Barzahlung

Essen an Bord gibt es auf allen Germanwings-Flügen nur gegen Bezahlung. Bei Mc Donalds habe man sich das Konzept abgeschaut: Um fünf Euro wird ein Sackerl mit diversen Sandwiches verkauft. 80 Prozent der verkauften Essen sind solche Sackerln, Einzelsandwiches sind teuerer; jeder zweite Kunde kauft Essen und Getränke, berichtet Bierwirth.

Zeitungen werden vereinzelt angeboten, aufgrund der teuren Entsorgung bekommen die Passagiere den Lesestoff aber erst beim Aussteigen. "Wir machen es nicht um den Kunden etwas Gutes zu tun, sondern es muss für uns etwas abwerfen; wir würden dafür kein Geld ausgeben", so Bierwirth.

Geschäftsreisende

Wien sei eine der wichtigsten Destinationen im Streckennetz von Germanwings. Seit dem Start wurden zwischen Köln und Wien 530.000 Passagiere befördert, 33 Prozent der Buchungen kamen von Wien. 50 Prozent auf der Route Köln-Wien sind Geschäftsreisende; die Auslastung liegt bei 84 Prozent.

Aus Stuttgart, wo es einen größeren Wettbewerb gibt, kamen bisher 160.000 Gäste nach Wien, davon waren 35 Prozent Businesskunden. 20 Prozent der Gäste nutzen Köln zum Umsteigen, um entweder mit Germanwings oder HLX weiterzufliegen.

Wenn Germanwings nächstes Jahr eventuell mit Berlin Schönefeld einen dritten Standort in Deutschland aufnimmt, könnte die Passagierzahl von heuer 3,5 auf bis zu sechs Mio. steigen, so die Prognose.

Bierwirth macht keinen Hehl daraus, dass der diesjährige Gewinn von einer Mio. Euro hauptsächlich durch so genannte Nebenerlöse zustande kam. Konkret waren es Werbeflächen auf der Internetseite. 93 Prozent der Tickets werden online verkauft. Die Internetseite zählt bereits 2,5 Mio. Besucher pro Monat.

Bratislava ein "spannendes Thema"

Ein "spannendes Thema" ist für Bierwirth der Flughafen Bratislava. Sobald die Straßen zwischen Wien und Bratislava besser ausgebaut sind, wäre der dortige Flughafen eine Alternative zu Wien. Denn der Wiener Flughafen sei einer der teuersten im Netz von Germanwings. (Claudia Ruff, DER STANDARD Printausgabe, 22.12.2004)