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Foto: APA/SCHLAGER R.
Michael Grabner ist nicht der erste Österreicher, den das deutsche Branchenblatt "Horizont" Medienmann des Jahres nennt. 2001 bekam Gerhard Zeiler den Titel als Manager von RTL. 1988 schon war Oscar Bronner dran, für die Gründung des STANDARD.

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Warum nun Grabner, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Holtzbrinck? Der 56-jährige Wiener, oft als barock beschrieben, wurde für die sonst so stille Stuttgarter Verlagsgruppe laut.

Die - nicht unbedingt vor Aufbruchsstimmung vibrierende - deutsche Zeitungsbranche ließ er aufhorchen mit den neuen, kleinformatigen Tageszeitungen "20 Cent" in Lausitz und "News" in Frankfurt. Die schnell zu konsumierenden, billigen Blätter passten so gar nicht zum Image von Holtzbrinck mit Qualitätstiteln wie der "Zeit", regionalen Tageszeitungen, Wirtschaftspresse wie "Handelsblatt" und "Wirtschaftswoche" sowie angesehenen Buchverlagen von S. Fischer bis Macmillan.

Laut wurde Grabner vor allem auch politisch. Den "Berliner Tagesspiegel" und die dazu gekaufte "Berliner Zeitung" wollte er in einer Art Mediaprint vereinen: getrennte Redaktionen, alle wirtschaftlichen Aufgaben wie Druck, Vertrieb, Anzeigengeschäft, Verwaltung aber vereint. Nun soll darob gar das Kartellrecht gelockert werden.

Das Mediaprint-Prinzip kennt Grabner gut: Er managte den "Kurier", als die WAZ-Gruppe Ende der Achtzigerjahre dort und bei der "Krone" einstieg und die Zeitungen in der Mediaprint zusammenführte. Er war ihr erster Geschäftsführer.

Seit 1991 pendelt Grabner: Wochenends kehrt der Holtzbrinck-Manager meist heim nach Wien, "zu Frau, Kindern, Freunden", von Montag bis Freitag managt er mit Holtzbrinck den viertgrößten deutschen Medienkonzern, mit knapp unter zwei Milliarden Euro Umsatz kaum weniger als die WAZ. Hätte sich nicht Miteigentümer Stefan von Holtzbrinck für den Job entschieden, Grabner hätte gute Chancen auf den Vorsitz in der Geschäftsführung gehabt.

Bis 60 noch will er dort bleiben, sagt er. Und dann "etwas anderes machen" - sich bilden zum Beispiel oder als "Nebenerwerbsantiquitätentischler" betätigen, wieder in Wien.

Das dürfte ihm weniger Ärger bereiten als ein Nebenjob in der New Economy: Als Aufsichtsrat einer 3D-Trickfilmfirma, die binnen Monaten insolvent war, bemühten Investoren gegen ihn gar die Münchner Staatsanwaltschaft. Bisher ohne Ergebnis.

Vorstand dieser Gesellschaft war Andy Gaiser, langjähriger Marketingmann der österreichischen "News"-Gründer Wolfgang und Helmuth Fellner. Die Brüder sind ihm seit "Kurier"-Zeiten verbunden, Grabner hatte eine Option auf "News"-Anteile. Beteiligt sich Holtzbrinck am Zeitungsprojekt der Fellners? Das kann er "zu 1001 Prozent" ausschließen. (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 22.12.2004)