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Stefan Koubek

Foto: REUTERS/Siggi Bucher
Wien - Wenige Tage nach dem "Fall Hans Knauß" gibt es im heimischen Spitzensport einen weiteren Dopingfall. Stefan Koubek, Österreichs aktuelle Nummer zwei im Herren-Tennis, wurde am Dienstag vom Internationalen Tennisverband (ITF) wegen der Verwendung eines unerlaubten Mittels für drei Monate gesperrt und fällt damit u.a. für die Australian Open und für den Daviscup-Länderkampf Anfang März in Sydney gegen Australien aus. Der Tennis-Crack ist sich so wie der Skirennläufer keiner Schuld bewusst.

Injektion am 15. Mai

Koubek führt die in einem Test bei den French Open in Paris aufgefundene Substanz Triamcinolon-Acetonid auf eine von Dr. Martin Leixnering verabreichte Injektion zurück. Der Facharzt habe bei der Behandlung des rechten Handgelenks am 15. Mai auf ausdrückliches Nachfragen die Unbedenklichkeit des Medikaments attestiert, das ihm vor dem ATP-Turnier in St. Pölten in der Woche vor Paris injiziert worden war, teilte der Kärntner am Mittwoch in einer schriftlichen Aussendung mit und warf dem Mediziner "Fahrlässigkeit" vor.

Der ÖTV-Daviscupper ("Ich bin ziemlich fertig") wartet nun die schriftliche Zustellung des Urteils ab - das dürfte sich bis Mitte Jänner hinziehen - und will Berufung einlegen, da er sich völlig unschuldig fühlt. Karlheinz Demel, der Chef des Österreichischen Anti-Doping-Comites, hat sich auch schon bereit erklärt, seine Vertretung in dieser Causa zu übernehmen.

Einstweilige Verfügung angestrebt

Demel erklärte in einem Ö3-Interview, dass er eine einstweilige Verfügung anstreben will um Koubek den Start bei den kommenden Turnieren (bereits am 30. Dezember war der Abflug nach Doha geplant) zu ermöglichen. "Es nützt einem Tennisspieler überhaupt nichts und ist kein leistungsförderndes Mittel, sondern dient zur Abschwellung von Entzündungen", so Demel.

Er habe sich persönlich intensiv für den Kärntner eingesetzt und so nach siebenstündiger Verhandlung die geforderte Sperre von zwei Jahren auf drei Monate reduzieren können: "Ich habe mich selber als Zeugen anführen müssen, den sonst hätte Österreich auch der Rauswurf aus dem Daviscup gedroht."

Eine einstweilige Verfügung beim internationalen Sportgerichtshof zu erreichen, sei aber zur Zeit äußerst schwierig. "Das Pech ist, dass Weihnachten vor der Tür steht."

Bereits Anfang August in der Trainingswoche vor Sopot wurde der ÖTV-Daviscupper von der ITF benachrichtigt, dass bei einem Urin-Test Ende Mai in Paris Spuren von Triamcinolon-Acetonid gefunden worden seien. Dieses Kortison-hältige Mittel, das 2002 u.a. auch bei der US-Sprinterin Kelly White in Paris nach einer Fuß-Injektion festgestellt worden war und ein halbjähriges Startverbot in Frankreich zur Folge gehabt hatte, ist zwar mit einem Dopingmittel wie Nandrolon nicht zu vergleichen, steht aber auf der Liste der verbotenen Substanzen.

"Fahrlässigkeit eines Arztes"

Laut Koubek hat sich "schnell herausgestellt, dass nur die Injektion von Dr. Leixnering Grund für den positiven Test sein kann. Ich sehe nicht ein, dass ich wegen der Fahrlässigkeit eines Arztes nicht nur Doha und die Australian Open - zwei meiner liebsten Turniere - verpassen soll, sondern auch mein Team im Daviscup nicht vertreten darf", erklärte der Kärntner in seiner Stellungnahme.

"Ich habe mich definitiv richtig verhalten. Ich habe zusätzlich noch ausdrücklich nachgefragt, ob das Mittel, das er mir gibt, auch zu hundert Prozent sicher ist. Wir werden ja von der ATP laufend darauf hingewiesen, dass wir uns in Sachen Nahrungsergänzung und medizinische Behandlung äußerst vorsichtig verhalten müssen. Und genau das habe ich getan", merkte Koubek dazu an. Auch sein Betreuer Günter Bresnik verittt den Standpunkt, dass man "nicht mehr machen als nachfragen kann. Man muss dem Arzt ja vertrauen können." Dr. Leixnering, der bei der kommenden Eishockey-WM in Österreich als medizinischer Chefkoordinator fungieren soll, befand sich am Donnerstag in einer längeren Besprechung und war vorerst für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

"Hätte das Umfeld und Management diese Behandlung gemeldet, wäre gar nichts gewesen"

Auch ÖTV-Präsident Ernst Wolner ortete ("wenn das so stimmt, wie es mir von Bresnik und Demel geschildert wurde") eine "beträchtliche Mitschuld des Arztes", merkte aber zusätzlich an: "Das ist zwar kein Doping wie mit Nandrolon, doch die Verwendung eines Kortison-hältigen Mittels ist meldepflichtig. Hätte das Umfeld und Management diese Behandlung gemeldet, wäre gar nichts gewesen." Diese Sperre sei natürlich für den Daviscup "nicht angenehm", doch habe man noch "Glück gehabt, denn es hätte ja auch der Daviscupsieg gegen Großbritannien aberkannt werden können."

Koubek hatte "gehofft und damit gerechnet, dass man das Verfahren einstellt", nachdem er dem mit der Untersuchung betrauten Stockholmer Labor den Sachverhalt geschildert hatte. "Ich bin davon ausgegangen, dass die Sache damit erledigt ist", so der Kärntner, dem aber von den Londoner ITF-Gremien in der Woche des Daviscups gegen England die Vorladung zu einem Hearing in London am 21. Dezember ins Haus geflattert war. Dort gab es keine Verwarnung, sondern ab diesem Tag eine Sperre für drei Monate, womit Koubek trotz guter Form ("Ich bereite mit mich seit Wochen intensiv auf die neue Saison vor") vorerst zur Untätigkeit verurteilt ist.

Dieser Dopingfall ist natürlich auch ein harter Schlag für den derzeit auf den Malediven urlaubenden Daviscup-Kapitän Thomas Muster, dem nach Alex Peya (er fällt nach Bänderrissen im Knöchel noch länger aus) nun wahrscheinlich auch Koubek nicht zur Verfügung steht. (APA/red)