Wien - Die heimischen Kaffeetrinker müssen demnächst für ihr Lieblingsgetränk tiefer in die Tasche greifen. "Die Preiserhöhung muss kommen und wird kommen," ist der Geschäftsführer des Kaffee- und Teeverbandes, Helmut Grafinger, angesichts der dramatischen Preissprünge bei Rohkaffee in den vergangenen Monaten überzeugt. In Deutschland haben die großen Kaffeeproduzenten von Kraft Foods bis Tchibo bereits Verteuerungen um 50 bis 70 Cent pro halbem Kilo angekündigt. In Österreich halten sich die großen Anbieter noch bedeckt: Es werde noch gerechnet, hieß es auf APA-Anfrage.

Preisanstieg um bis zu 70 Prozent

Die Preise für Rohkaffee stiegen nach den kontinuierlichen Rückgängen der vergangenen Jahre laut Grafinger seit Dezember 2003 im Schnitt um 40 bis 50 Prozent. Bei einzelnen Sorten gab es sogar einen Anstieg um 70 Prozent. Die Schwäche des Dollar - Rohkaffee notiert an den Börsen in der US-Währung - habe zwar den Anstieg teilweise kaschiert, die Preisexplosionen im November und im Dezember seien aber nicht mehr zu schlucken.

Über die Gründe für den Anstieg gibt es mehr Vermutungen als handfeste Gründe: Der Inlandsverbrauch in den Erzeugerländern steigt, Unsicherheiten herrschen über die nächste Ernte in Brasilien. Es wird auch nicht ausgeschlossen, dass beim zweitwichtigsten Handelsgut der Welt nach Erdöl Spekulanten am Werk sind.

70 Cent pro halbem Kilo

In Deutschland will Kraft Foods den Preis von Jacobs Kaffee um 70 Cent pro halbem Kilo anheben, wie gestern bekannt wurde. Marktführer Tchibo hat heute laut AP angekündigt, dass die Halbkilo-Packung ab Jahresanfang 2005 ebenfalls um 70 Cent mehr kosten wird. In der Branche wird dieser Erhöhung auch für Österreich als "Anhaltspunkt" gesehen.

Bei Kraft Foods in Österreich hieß es heute man sei noch am Rechnen. Der österreichische Tchibo/Eduscho-Chef Harald Mayer war heute nicht erreichbar. Bei Meinl, Nummer drei am Markt, bezeichnete Geschäftsführer Marcel Löffler die Preiserhöhung als "unausweichlich", Höhe und Zeitpunkt seien aber noch nicht entschieden. Unklar ist zudem noch, inwieweit die Preiserhöhungen im Handel durchsetzbar sind.

Preisschlacht im Handel

Die Preisschlacht im Handel hat zuletzt die Kaffeepreise auf den tiefsten Stand seit 50 Jahren gedrückt. Der Kaffee- und Teeverband hatte bereits im Februar dieses Jahres mit Preiserhöhungen gerechnet. Zusätzlich zu den gestiegenen Rohstoffpreisen kam es durch das Road Pricing aber auch Verteuerungen beim Verpackungsmaterial zu Kostensteigerungen.

Bei Tchibo/Eduscho Österreich wird ebenfalls bereits an einer Preiserhöhung gearbeitet. Die "deutlichen Anhebungen der Rohkaffee-Einstandspreise haben ein Niveau erreicht, das eine Reaktion am österreichischen Kaffeemarkt notwendig macht", teilte Geschäftsführer Harald Mayer heute mit. Derzeit seien die Fachleute damit beschäftigt, festzustellen, ab wann und in welcher Höhe eine Preiserhöhung in Österreich durchgeführt werde.

Die Preiserhöhung sei "um so mehr notwendig", da Kaffeepreise in Österreich schon seit einigen Monaten "in einer Größenordnung liegen, die eher dem kompetitiven Marktverhalten Rechnung tragen als einer sinnvollen Kostensituation", so Mayer. (APA)