
Schmidt (47), dessen Donnerstagabend anlaufendes TV-Comeback einem überwiegend verdrießlichen Fernsehjahr eine versöhnliche Wendung geben könnte, wurde nie müde, seine schwäbischen Wurzeln vor der Öffentlichkeit offen zu legen, seine "wahre Identität" – wenn es denn so etwas geben sollte – aber geschickt zu verbergen.
Hinter aller weltumspannenden Witzelei wurden somit stets die Konturen einer regional getönten Bürgerlichkeit sichtbar, die auf ihren tief empfundenen Katholizismus pocht, die abends in Samtpantoffeln die Matthäuspassion hört und das Privatleben (eine Lebensgefährtin, drei Kinder aus zwei Beziehungen) geradezu trotzig vor der Öffentlichkeit versteckt hält.
Beeindruckt zeigt sich der gelernte Kleindarsteller und Kabarettist Schmidt, der am Düsseldorfer "Komödchen" die Stichworte lieferte, vom "Slasher" aus American Psycho und dem schnoddrigen Jungen aus dem Fänger im Roggen. Zwei Fingerzeige.
Denn Schmidt, der beim Anlaufen seiner Late-Night- Show auf sat1 1995 noch ordinäre Zoten riss und missfarbene Krawatten trug, entwickelte sich über die Jahre zum bourgeois angehauchten Stegreifphilosophen im Maßanzug, der geläufige Vorurteile zu absurden Einsichten umdichtete und trotz gelegentlicher Schweinigeleien unantastbar wirkte. Ein Teflonunterhalter. Einer, der mit lässiger Geste eingestand: Ich bin zwar so wie ihr. Aber ich bin noch weitaus zynischer – und mache mit sauberer Weste sehr viel gutes Geld.
Vergessen sind die Jahre, als Schmidt sich auf Regionalkanälen mit Pennälerscherzen abquälte und in Schmidteinander Herbert Feuerstein wegen dessen zarten Wuchses quälte. In Samstagabendshows wie Verstehen Sie Spaß? ging der Nürtinger übrigens sang- und klanglos unter. Es bedurfte schon der Besinnung auf die TV-Formate eines Jay Leno oder David Letterman, um Schmidt jenes Umfeld zu schaffen, in dem seine Hypochondrien und Improvisationskünste zum Leben erblühen.