Für André Heller ist ein Ball nicht einfach rund. Es handelt sich dabei vielmehr um einen "abgestumpften Ikosaeder". Der begehbare Fußballglobus, der zurzeit durch die deutschen Städte tourt und mit einem Kulturprogramm auf die Fußball-WM 2006 in Deutschland vorbereitet, hat sogar den Segen des Buckminster Fuller Institutes in London bekommen, wo man den Geist des maßgeblichen Architekten und Philosophen verwaltet.

Der entsprechende Brief an Heller ist ein wenig bizarr: "Wenngleich die Form eines Fußballs für einen Kulturpavillon innerhalb des gegebenen Kontexts eine offensichtliche Wahl zu sein scheint, geht die Tragweite dieser Form doch weit darüber hinaus." Nachzulesen ist dieses Dokument nun in der neuen Zeitschrift "Anstoss" (Die Zeitschrift des Kunst-und Kulturprogramms zur FIFA WM 2006. Ein Projekt von André Heller. Nummer 1, November 2004 182 Seiten, 5 Euro). Sie wird bis 2006 noch mehrere Male erscheinen und dokumentiert Hellers intellektuelle Bemühungen um den Fußball.

Er sieht den Sport als Kultur, den Kommerz als Kunst, das Spiel als Dialog, deswegen unterhält sich in der ersten Nummer Monika Maron mit Klaus Theweleit, und Daniel Cohn-Bendit spricht mit Henryk M. Broder. Tim Parks steuert ein Update seiner Erfahrungen mit dem italienischen Calcio bei. Anstoss erscheint zweisprachig, wenn man das Magazin auf den Rücken legt, kann man es englisch lesen. Mit der Tragweite seiner Formen wird André Heller immer mehr zum Buckminster Herberger der Kulturnation 1. FC Deutschland 06. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.12.2004)