Moskau - Gasprom bleibt Favorit für das Yukos-Filetstück Yuganskneftegas. Bei Yukos selbst läuft eine Kündigungswelle. Während in Russland die Recherche nach den geheim gehaltenen Käufern der Hauptfördertochter Yuganskneftegas weitergeht, hat am Mittwochabend das US-Gericht in Houston seine Beratungen wieder aufgenommen. Die Anwälte des bisherigen Yukos-Eigentümers Menatep wollen die Auktion für ungültig erklären lassen, da die Versteigerung entgegen einer temporären Verfügung des US-Gerichts, die Operationen mit Yukos-Aktiva auszusetzen, durchgeführt worden ist.

Unterdessen wurde bekannt, dass Gasprom, um Kompensationsansprüchen zuvorzukommen, die Tochter Gaspromneft, die ursprünglich als haushoher Favorit der Auktion galt, schon am 17. Dezember abgestoßen hatte.

Gaspromneft war erst im November gegründet worden, und zwar, um zur Realisierung eines nationalen Energiegiganten die staatliche Ölgesellschaft Rosneft zu schlucken und im Gegenzug den Staatsanteil an Gasprom auf über 50 Prozent anzuheben.

"Ein aufrichtiges Einbekenntnis" oder "die Leute des Präsidenten" - so titelten russischen Zeitungen im Anschluss an Putins Aussage, dass "physische Personen, die viele Jahre im Energiesektor arbeiten", unter dem Firmennamen Baikalfinansgrup (BFG) Yugansk kauften. Laut Putin wollen diese Beziehungen zu anderen interessierten Energiefirmen aufbauen.

Weitgehend herrscht Übereinstimmung, dass BFG nur ein Vehikel ist. Zu dessen Hintermännern brachte das Wirtschaftsblatt Vedomosti eine Gruppe rund um Putins Vizeadministrationschef Igor Setschin, gleichzeitig Aufsichtsratschef bei der Ölfirma Rosneft, ins Spiel. Dazu könnte auch der im Energiebereich erfahren Unternehmer Gennadi Timtschenko gehören.

Ein Bericht des Londoner Daily Telegraph hatte schon im Juli diese zwei angeblich Putin nahe stehenden Personen als Schlüsselfiguren eines Kreml-Geheimplanes gegen Yukos genannt. Im Yukos-Konzern selbst sollte bereits eine Kündigungswelle ausgebrochen sein. Wie Experten vermuten, werden die Behörden auch andere Yukos-Fördertöchter alsbald zwangsversteigern. (DER STANDARD Printausgabe 23.12.2004, Eduard Steiner)