Wien - Der Wiener FPÖ-Chef Hilmar Kabas erneuerte am Freitag in der Aktuellen Stunde des Gemeinderats die Forderung nach kostenlosen Kindergartenplätzen in der Bundeshauptstadt. Allerdings schränkte er seinen Vorstoß nach der lauten Kritik der anderen Rathausparteien ein: Über eine Einkommensobergrenze lasse er mit sich reden, erklärte er im Plenum. "Es ist aber notwendig, dass zumindest 80 Prozent der Kinder einen kostenlosen Platz bekommen." Alexandra Bolena vom Liberalen Forum (LIF) warf der FPÖ ein "recht lockeres Verhältnis zur Realität und zu Zahlen" vor. Weder die Anzahl der von Kabas genannten 40.000 betroffenen Kinder, noch die geschätzten Kosten von rund 400 Millionen Schilling seien richtig. Es stelle sich die Frage, ob bei der Rechnung von Kabas auch ausländische Kinder berücksichtigt seien. Die tatsächlichen Kosten schätzte sie auf mindestens das Doppelte, also 800 Millionen Schilling. Im Übrigen sei die Forderung nicht seriös, so Bolena. "Die FPÖ verspricht alles, was gut und teuer ist." Jerusalem: verträgliche Staffelung Für die Grün-Abgeordnete Susanne Jerusalem betreibt die FPÖ eine "politische Wurschtlerei ersten Ranges". Die Kosten für den Gratis-Kindergarten in Wien lägen bei rund einer Milliarde Schilling. Außerdem solle sich die FPÖ überlegen, was sie wirklich wolle. "Wollen Sie den Kinderscheck, den Gratis-Kindergarten für alle oder den Gratis-Kindergarten nur für 80 Prozent?", fragte Jerusalem in Richtung Kabas. Sie forderte den kostenlosen Betreuungsplatz für sozial Schwache und für Mehrkinderfamilien ab dem zweiten Kind. Ansonsten plädierte sie für eine verträgliche Staffelung. "Die Zahlen der FPÖ sind für mich nicht nachvollziehbar", meinte auch die Familiensprecherin der ÖVP-Wien, Ingrid Lakatha. Die Gratis-Betreuung koste nicht 400 Millionen Schilling, sondern mehrere Milliarden. "Wenn die FPÖ aber garantieren kann, dass es eine Finanzierung und genügend Plätze gibt, dann sind wir bereit." Es sei die Aufgabe der Stadt, für Kindergartenplätze zu sorgen, nicht aber, alle Leistungen gratis zur Verfügung zu stellen, sagte Lakatha. "Ein Gratis-Kindergartenplatz ist eine gute Idee für Leute, die sich das sonst nicht leisten können", erklärte Martina Malyar (SP). Genau das gebe es in Wien aber schon. "Weniger als ein Viertel der Eltern zahlt den vollen Betrag für die Betreuung." Der FPÖ-Vorschlag ziele auf die Besserverdiener ab: "Wir unterstützen aber keine Reichen, sondern sozial Schwache", betonte die Gemeinderätin. (APA)