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Joe Zawinul vor seinem Birdland

Foto: APA/BARBARA GINDL
Wien - Er ist ein Ritter von der traurigen Gestalt, der Türsteher, der mit strengem Blick weltmännisches Flair verbreiten möchte, sich in Wien indes sichtlich der eigenen Redundanz bewusst ist. Sieben Monate sind vergangen, seit der Jazzclub-Vogel in Wien-Erdberg gelandet, Joe Zawinul ins Souterrainlokals im Hilton-Hotel "heimgekehrt" ist; Monate, in denen das Birdland seinen Platz in der Musiklandschaft gefunden hat. Befürchtungen, das in den luxuriösen Etagen über dem Club residierende Publikum würde diesen mit einer Hotelbar verwechseln, haben sich als ebenso unbegründet erwiesen wie jene bezüglich eines peinlich kommerziellen Programms.

Natürlich, Experimentelles fehlt, nur weniges ist "Weltklasse", wie Zawinul auch mediokre Bands anzukündigen pflegt - im Spagat zwischen Breitenwirksamkeit und Niveau versucht man immerhin mit wenig bis unbekannten Namen aus der Jazz- und World-Music-Szene auch beim Fachpublikum zu punkten. Mit Teilerfolgen: Premieren wie jene Karim Ziads oder der Bigband von Charles Tolliver bedeuteten eine Bereicherung, und auch bekanntere Namen wie Frédèric Galliano und Randy Weston standen für Hörenswertes - die Zahl der Flops hielt sich in Grenzen.

Fragen der Subvention

"Arto Tuncboyaciyan oder Buru haben wir auf Wunsch von Zawinul veranstaltet, obwohl sie aufgrund ihrer geringen Bekanntheit ein Risiko darstellten", so Birdland-Geschäftsführer Wolfgang F. Rauscher. "Natürlich mache ich und andere Vorschläge, aber Zawinul hat das letzte Wort." Rauscher bestätigt, dass die Zahl von 150 Besuchern pro Abend (als kostendeckendes Limit), nicht erreicht werden konnte. Für 2005 ist er aber optimistisch. Zumindest kann er jenen Skeptikern Wind aus ihren Segeln nehmen, die darauf warten, dass die Stadt Wien, die den Club mit einem Baukostenzuschuss von 726.000 Euro unter der Bedingung gefördert hat, für den laufenden Betrieb kein Geld zuzuschießen, doch das Füllhorn öffnet. "Als ich kürzlich aus anderem Anlass einige Wiener Gemeinderäte getroffen habe, waren die ersten Worte: 'Über Subventionen brauchen wir nicht reden!'", so Rauscher, der dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung gegenüber seinem Club entgegen hält:

"Man muss auch sehen, was der Name Zawinul Wien bringt, und dass so der Kuchen für alle größer wird." Tatsächlich konnte man in Fachmagazinen bereits Lobeshymnen auf die "Jazzstadt Wien" lesen. Diese Marke auszubauen, indem man eine Kooperation zwischen den großen Wiener Clubs anbahne, sei freilich nicht geplant; auch die Idee einer "Jazz Card", die Eintritt in mehrere Etablissements ermögliche, liege auf Eis. Wie er den möglichen Interessenkonflikt mit seiner Tätigkeit als Herausgeber des Magazins Jazz-Zeit löse? "Meine Chefredakteurin agiert hier völlig unabhängig. Da habe ich es oft sogar schwerer als andere." (DER STANDARD, Printausgabe, 24./25./26.12.2004)